ZOMBIO & JULIE

Einen Zombiefilm mit Happy End hat es wohl auch noch nie gegeben. Überhaupt steckt in Untoten mehr, als man auf Anhieb glauben würde. Vor allem wage niemand zu behaupten, ein echter Zombie kenne keine Gefühle. Bei den Gehirnmassen, die er täglich vertilgt, müssen sich doch unweigerlich fremde Erinnerungsspuren in seinem eigenen Hirn einnisten.

Zumindest ist das so bei einem jungen Toten, dessen früherer Name vermutlich mit R begonnen hat. Anfangs kann er zwar höchstens aus dem Off fließend zu uns sprechen, während er sich mit seinem Zombie-Kumpel an der verödeten Flughafenbar bloß mittels Grunz- + Knurrlauten unterhält, aber im Lauf dieser romantischen Geschichte gehen erstaunliche Veränderungen mit ihm vor – und Schuld daran ist nur die Liebe. Diese Empfindung bringt selbst längst stillgelegte Gehirne erneut zum Träumen, reaktiviert das eingerostete Sprachzentrum und lässt Zombieherzen wieder schlagen.

Eines Tages schnappt sich R nämlich ein sehr lebendiges Mädchen, deren bisherigen Freund er gerade fachgerecht verspeist hat und entführt es in seine ungewöhnliche Wohnstätte: Ein ausrangiertes Flugzeug dient als Liebesnest oder wird zumindest der Schauplatz einer vorsichtigen Annäherung zwischen R und dem Mädchen Julie, wobei eine große Vinylsammlung hilfreich ist, um erste Verständigungsprobleme zu überbrücken. Alsbald bahnt sich unter dem Motto „Die Schöne und der Zombie“ oder „Zombio und Julie“ eine echte Romanze an, die zugleich hoffnungsfrohe Perspektiven für eine vom Zombie-Virus geheilte Welt eröffnet, in der die trennende Mauer zwischen den Fremden dort draußen und den wenigen eingeschlossenen Überlebenden endlich fallen könnte. Leider ist es gar nicht leicht, diese Einsicht auch Julies Vater beizubringen (in der Rolle des paranoid paramilitärischen Sturkopfs veredelt John Malkovich das Cast).

Ein Problem ergibt sich aus der neuen Lage allerdings: wenn die Zombies wieder menschlich werden, wovor soll man sich dann bitteschön noch fürchten und wo bleibt das passende Feindbild? Auch dafür ist gesorgt, denn etliche Untote sind bereits in einem Zustand, der auf keine Heilung mehr hoffen lässt. Diese skelettierten Wesen namens „Boneys“ können somit nach Herzenslust von den Menschen massakriert werden.

Richtig übel gesplattert wird in „Warm Bodies“ aber sowieso nie, was daran erkennbar ist, dass der Film für Kinder ab 12 Jahren freigegeben ist. Der Brite Nicholas Hoult spielt R tatsächlich mit vorbildlicher Zurückhaltung: Ihm ist sein ungehobelter Geschmack dermaßen peinlich, dass er uns sogar bittet wegzuschauen, während er sich ein Opfer holt. Natürlich schauen wir dann umso genauer hin, aber leider hat sich inzwischen die Kamera stellvertretend für uns abgewendet. Wer mit solchen Enttäuschungen dennoch klar kommt, wird 8 von 10 möglichen Hirnsnacks für „Warm Bodies“ gerade sättigend genug finden.