ZITRONENGELBE WONNEPROPPEN MIT DEM HANG ZUM BÖSEN

Die gelben Latzhosenträger mit dem eher eigenwilligen Körperbau stellen sich immer in den Dienst einer schlechten Sache, weil sie es als Ehre ansehen, für das absolut Böse zu arbeiten - in welcher Gestalt es sich im Laufe der Jahrhunderte (oder sogar Jahrtausende) auch zeigen mag. Einer der letzten dieser Oberschurken war Gru, den wir aus „Ich einfach unverbesserlich“ kennen. Dank ihm haben wir die Minions erst liebgewonnen und es war nur eine Frage der Zeit, bis man die kleinen Helfershelfer aus ihrer einschränkenden Nebenrolle befreien würde, um ihnen einen eigenen Film zu widmen.

Im Grunde ist dieses 90minütige 3D-Abenteuer eine Kulturgeschichte der Spezies Minion und wir erleben ihr erstes Auftreten in prähistorischen Zeiten, was zu einer Freundschaft mit dem Tyrannosaurus Rex führte; auch den Höhlenmenschen boten sie ihre eher kontraproduktive Mitarbeit an, waren im alten Ägypten als Baumeister tätig, feierten im Mittelalter Draculas 375. Geburtstag und wurden auf Napoleons Russlandfeldzug in Eis und Schnee zurückgelassen. Das wären die wichtigsten Stationen bis ins Jahr 1968, als drei ihrer wagemutigsten Vertreter aus dem kalten Exil endlich wieder hinaus in die Welt ziehen, um einen würdigen neuen Boss zu finden.

Gerade die 60er sind eine absolut ideale Zeit für Minions, da uns diese Dekade nicht nur einen Topagenten in Gestalt von James Bond beschert hat, sondern auch die entsprechenden Superschurken. Einen weiblichen Vertreter dieser skrupellosen Berufsgruppe lernen wir in der von Sandra Bullock gesprochenen Scarlet Overkill kennen – und so landen die drei kleinen Kerlchen nach ein paar amerikanischen Umwegen im Swinging London, wo sie im Auftrag der diabolischen Frau die königliche Krone stehlen sollen. Selbstverständlich bekommen wir dank dieser Wahl von Zeit und Ort der Handlung jede Menge historischer Anspielungen geboten. Abgesehen davon, dass Queen Elizabeth bisher noch nie eine so überzeugende Filmrolle zu verkörpern hatte (sorry, Helen Mirren), dürfen einmal sogar die Beatles auf einer berühmten Fußgängerkreuzung den Minions über die Köpfe trampeln. Ganz zuletzt tritt noch ein alter Bekannter in Erscheinung, dessen unverbesserliche Geschichte aber bereits in zwei anderen Filmen erzählt wurde.

Man muss sie einfach mögen, diese zitronenfarbene Wonneproppen, wenn sie mit diversen technischen Spielereien ausgestattet für Chaos sorgen und dabei munter auf Minionisch losplappern, was wie eine Esperanto-Sprache klingt (wer gute Ohren hat, kann auch ein paar deutsche Brocken aufschnappen). Daher haben sich die kleinen gelben Gute-Laune-Garanten ihren ersten eigenen Film ehrlich verdient - obwohl ihnen ein „unehrlich“ zweifellos lieber wäre - und bieten uns schurkisch gute Unterhaltung im 60er Jahr-Look, aber mit ganz zeitgemäßem 3D.

9 von 10 großen Kulleraugen hinter kreisrunden Schutzbrillen.