ZIEMLICH BESTE FREUNDINNEN

Julianne Moore spielte eine Linguistin, die an Alzheimer erkrankt und Worte vergisst. Hilary Swank spielt eine Pianistin, die an ALS erkrankt und ihre Finger nicht mehr bewegen kann. Dieses Rollenschicksal teilt sie mit Eddie Redmayne, der als Phyiker Stephen Hawking ebenfalls an der unheilbaren Krankheit des motorischen Nervensystems leidet. Moore und Redmanye wurden mit einem Oscar belohnt, Swank nicht einmal nominiert.

Dabei macht sie ihre Sache gut, soweit dies in einem plakativen Gefühlsdrama möglich ist: Als perfekte Vorzeigefrau eines Geschäftsmannes ( Josh Duhamel) führt Kate eine glückliche Ehe im Designerhaus – als plötzlich ihre Finger unkontrolliert zu zucken beginnen.

Eineinhalb Jahre später sitzt Kate im Rollstuhl und kann nicht mehr alleine die Toilette benutzen. Sie braucht Rundum-Pflege und engagiert die ungestüme College-Studentin Bec. Die Dynamik zwischen kranker Oberschichtslady und gesundem Unterschichtsluder kennt man aus Tragikomödien wie "Ziemlich beste Freunde." Doch Regisseur George C. Wolfe verwechselt Klassengegensätze mit krasser Charakter-Überzeichnung.

Bec – eine plappernde Emmy Rossum – stellt sich beim Vorstellungsbesuch mit Zigarette vor die Tür, fragt die zukünftige Arbeitgeberin nach ihrer Lebenserwartung und lacht hysterisch, als diese am Klo stürzt. Dass Kate, ausgestattet mit dem Charakter einer Heiligen, sie engagiert, grenzt an Masochismus. Die Verschlechterung der Krankheit bringt zwar Swanks kontrolliertes, intensives Spiel zur Geltung und schafft Raum für berührende Momente. Insgesamt mangelt es jedoch profund an Zwischentönen: Wo Gefühl drauf steht, ist meist Kitsch drin.