Anita Natmeßnig und ihr Team hatten die Möglichkeit, drei Monate lang am Alltag im Caritas Socialis Hospiz Rennweg teilzunehmen. Der Film zeigt, wie fünf unheilbar krebskranke Menschen die letzten Monate, Wochen und Tage ihres Lebens auf einer 12-Betten-Station, wo das Sterben als natürlicher Teil des Lebens akzeptiert wird, verbringen. Das Hospiz mit seiner effizienten Palliativmedizin und seiner respekt- und liebevollen Atmosphäre ermöglicht ihnen trotz schwerer Krankheit Lebensqualität. Durch Schmerztherapie, Symptomlinderung, intensive Pflege und Betreuung haben die Menschen hier Zeit, in Würde Abschied zu nehmen und zu gehen. Zeit zu gehen gibt Zeit zum Zuschauen: In langen ruhigen Einstellungen kann man die Interaktionen zwischen Hospiz-Team, Patienten und Angehörigen beobachten. Ein Pfleger schmiert behutsam das Gesicht eines Patienten ein, eine Ärztin trinkt Cognac mit einem anderen, und ein dritter spielt mit seinem Bruder Karten und darf am Stützpunkt soviel rauchen wie er will. Zwei Krankenschwestern betten würdig eine Verstorbene, während eine Patientin sich noch ein paar Tage vor ihrem Tod die Haare schneiden lässt und Besuch von ihren Urenkeln erhält. Die Protagonisten in Zeit zu gehen geben ganz offen und durchaus auch humorvoll Einblick in die Dinge, die sie beschäftigen, sie reden über das Sterben, den Tod und ein mögliches Leben danach. Deutlich wird: Angesichts des Todes geht es vor allem um das Leben. Und so wird auch das Verstreichen der Zeit hörbar, wenn in den Zimmern die Uhren ticken, auf der Terrasse sich die Vogelstimmen verändern und die Grillen im Herbst verstummen. Was bleibt ist das bunte Windrad, das sich auch dann noch weiterdreht, wenn bereits der Schnee die Blumen bedeckt.
(Text: Viennale 2006)
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Details
- Regie
- Anita Natmeßnig
- Kamera
- Helmut Wimmer
- Author
- Anita Natmeßnig
- Musik
- Reinhard-Peter Kurz
- Verleih
- Polyfilm Verleih