In Fate erforscht Zeki Demirkubuz einmal mehr seine Obsession für Schuld und Entfremdung. Als inspirierender Ausgangspunkt dient Albert Camus düsterer existenzialistischer Roman «Der Fremde», den schon Luchino Visconti 1967 für die Leinwand adaptiert hatte. Demirkubuz modernisierte die Geschichte und verlegte sie von ihrem Original-Schauplatz in Nordafrika in die heutige Türkei. Der Film folgt einem jüngeren Mann namens Musa, der einem unbedeutenden Bürojob nachgeht. Musa verliert seine Mutter, die im Schlaf stirbt; später heiratet er eine Kollegin, die er nicht liebt und lässt es geschehen, dass sie eine Affäre mit ihrem Chef aufrecht erhält. Er hilft einem Nachbarn, ein Verbrechen zu begehen, einfach, weil dieser ihn darum bittet. Er wird zu Unrecht des Mordes angeklagt und weigert sich, sich zu verteidigen. Man lässt ihn frei, als der wahre Schuldige ein Geständnis ablegt. Musa verübt dann ein Verbrechen, um die Strafe zu rechtfertigen, die er seiner Meinung nach offenbar verdient hat. Während all dieser Geschehnisse bleibt Musa unbeteiligt; er meint, es habe keinen Sinn, im Leben einen Standpunkt zu beziehen. Die Freiheiten, die sich Demirkubuz mit Camus Erzählung erlaubt hat, mag die, die den Roman kennen, befremden, aber der Regisseur, ein klassischer Auteur, der seine Filme produziert, schreibt, inszeniert und schneidet, folgt seinem eigenen Weg. Er beschäftigt sich mit Aspekten wie der moralischen Konfusion, die sich als kalte Indifferenz tarnt, mit der Entfremdung als Waffe gegen emotionales Engagement und mit dem instinktiven Misstrauen der Besitzlosen. Vor allem aber schwebt ein Gefühl von Schuld über dem Protagonisten, das alles zu bestimmen scheint, was er tut. Konsequent bis zum Ende des Films, bietet Demirkubuz keine einfache Lösung an, sondern überlässt es den Zuschauern, zu interpretieren, was sie gerade gesehen haben. Demirkubuz ist überzeugt davon, dass in jedem Bereich des Filmemachens weniger mehr ist und bedient sich eines nüchternen und zurückgenommenen visuellen Stils. Es gibt keine Musik außer zwei kurzen Mahler-Passagen. Gleichzeitig zeigt er präzise, ungeschönte Bilder; die Handlung spielt bisweilen durchaus abseits der Leinwand, und er reduziert die Darstellungen seiner Schauspieler auf das essenzielle Minimum, etwas, was im mediterranen Kino eher eine Seltenheit ist. (Dan Fainaru) Mein ganzes Leben lang wollte ich mein Gefühl der Schuld ausdrücken, meinen Hass den Privilegierten gegenüber und gegenüber denen, die nichts als Privilegien für sich beanspruchen. (Zeki Demirkubuz)
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Details
- Regie
- Zeki Demirkubuz
- Kamera
- Ali Utku
- Author
- Zeki Demirkubuz nach dem Roman «Der Fremde» von Albert Camus
- Musik
- Gustav Mahler
- Verleih
- Sera Film Services