Hamburg, eine kleine Wohnung am Stadtrand, zwei Zimmer, Küche, Bad. Hier lebt Wolfgang «Wolli» Köhler, ehemals Pornokinobesitzer und Bordellier, heute Dichter und Zeichner, mit seiner Frau Linda. Gerd Kroske begleitet die beiden in Wollis Paradies eine Nacht und einen Tag lang und fängt Szenen eines Zusammenlebens ein: Erzählungen aus einem Leben, das von Waldheim in Sachsen nach Hamburg in den Stadtteil St. Pauli führte. Erfahrungen über die abgründigen Tücken des Sexgeschäftes im Halbdunkel der Kontakthöfe aus den Zeiten vor Aids. Vorurteile werden unterlaufen. Gängige Erwartungen lösen sich nicht ein. Wolli hat seinen eigenen «Garten der Erinnerungen», in dem er spazieren geht. Nicht nur der Schriftsteller Hubert Fichte («Wolli Indienfahrer») fand Wolli ungewöhnlich und beschreibenswert. Auch Gerd Kroske hat ihn, Gott sei Dank, für sich und seinen Film entdeckt. Wolli Köhler ist ein erstaunlich vielseitiger Mann. Er lebte und lebt. Die letzten Jahre ganz ruhig am Stadtrand von Hamburg. Vordem viele Jahre auf St. Pauli. Er war Teil des Rotlichtmileus, aber ganz anders als sein Umfeld. Er trank wie die anderen, nahm wohl auch Drogen wie die anderen. Aber dann der Unterschied: Wolli schrieb, und Wolli schreibt weiter. Unermüdlich. Ihn interessierte nie die Veröffentlichung seiner Texte - leider -, aber er schrieb, schrieb und schrieb und schreibt. Er malte und malt gelegentlich auch jetzt Bilder. Kiezbilder. Wolli wollte den Sozialismus einführen auf St. Pauli. In seinen Bordellen und überhaupt. Davon verstanden die meisten um ihn herum wenig. Dabei hätte es allen gut getan. Wolli hat eine zauberhafte Frau. Linda. Die ihn immer liebte und immer weiter liebt. Die alle Abenteuer mit ihm teilte. Bei langen Aufenthalten in Indien und Costa Rica. Und natürlich auf St. Pauli. (Peggy Parnass)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Gerd Kroske
- Kamera
- Susanne Schüle
- Author
- Gerd Kroske
- Musik
- Klaus Janek