Wildhexe: Populäres Kinderbuch als klassischer Märchenfilm

Filmkritik: Wildhexe
Die Verfilmung der dänischen Jugendbuchserie ist ein sehenswerter Märchenfilm für Kids geworden.

Die zwölfjährige Clara will gar nichts Besonderes sein. Im Gegenteil: Sie ist recht zufrieden damit, in der Schule zu den coolen Mädels zu gehören. Ihre Freundschaft mit dem Außenseiter Oliver hält sie vor ihren Freundinnen geheim. Eines Tages wird Clara von einer schwarzen Katze attackiert und gekratzt. Sie bekommt hohes Fieber. Am nächsten Tag steht ihre Tante Isa in ihrem Zimmer, von deren Existenz sie bisher nichts wusste. Und das scheint nicht das einzige Geheimnis zu sein, das Claras Mutter vor ihrer Tochter verborgen hat. Tante Isa mixt Clara einen abscheulich schmeckenden Trank, der sie wieder gesunden lässt und verabschiedet sich wieder. Doch Claras ruhiges Leben ist vorbei.

Filmkritik: Wildhexe

Plötzlich kann sie mit Tieren reden. Und als ob das nicht schon genug Verwirrung wäre, ist auch noch eine mysteriöse Frau hinter ihr her. Da die liebe Mama nicht sehr kooperativ bei der Aufklärung dieser seltsamen Ereignisse ist, fährt Clara zu ihrer neu entdeckten Tante. Dort erfährt sie, dass sie eine Wildhexe ist. Davon ist Clara zwar wenig begeistert, bleibt aber trotzdem bei Isa, um mehr über ihre Hexenkräfte zu lernen.

 

Märchenfilm für Kinder

Filmkritik: Wildhexe

"Wildhexe" ist die Verfilmung des ersten Teils der populären gleichnamigen Jugendbuchserie der dänischen Kinderbuchautorin Lene Kaaberbøl. Von Anfang an erinnert der Film an alte TV-Märchenfilme in einem zeitgemäßen Design. Die Optik ist dem dänischen Regisseur Kaspar Munk dabei offenbar wichtiger als Spannung und Charakterentwicklung. Der Film startet mit schönen Landschaftsaufnahmen aus der Vogelperspektive. Das wirkt zwar im Kino ganz gut, trägt aber zum Spannungsaufbau nicht viel bei. Die böse Hexe Chimära ist zwar schön anzusehen, ihr fehlen aber die Tiefen einer bösen Gegenspielerin. Sie wirkt weder sehr gefährlich, noch ist sie intrigant wie im Buch. Die Charaktere bleiben klischeehaft wie in einem Märchen für Kinder. Aber auch das fantastische Abenteuer der jungen Wildhexe kommt nicht wirklich in Fahrt. Ganz anders als im Buch, das gleich mit der Attacke der Katze einsteigt.

 

Kein Mystery-Abenteuer für Teenies

Filmkritik: Wildhexe

"Wildhexe" ist ein schöner Kinderfilm ab sechs Jahren, aber kein Jugendfilm wie "Bibi & Tina" oder gar Teenie-Mystery im Stil der "Twilight"-Saga. Dafür gibt es zu wenig Action und keine Teenie-Themen im Hintergrund. Schon die Bücher waren für Nervenkitzel bei älteren Kindern gut, klammerten aber Liebe, Sex und andere Coming-of-Age-Themen weitgehend aus. Leider geht im Film auch der spannende Erzählstil der Bücher verloren. Stellenweise wirkt es so als habe Munk ein Bilderbuch verfilmt. Erzählerisch hätte man wohl mehr aus den Buchvorlagen herausholen können.

"Wildhexe" ist auf jeden Fall ein sehenswertes Kinoabenteuer für Kinder, bleibt aber erzählerisch eher auf dem Niveau guter TV-Märchenfilme.

 

Erwin Schotzger