Skizzenhafte Handkameraporträts in Schwarzweiß mit dazwischengeschnittenen Inserts liefern Kurzbeschreibungen dreier Männer: Barrett Murphy, Anfang zwanzig, drahtig, unruhig, Spinnen-Tattoo, zur Zeit Hilfspfleger in einem Spital; sein Jugendfreund Dylan, im Auftreten verbindlich, Seitenscheitel, diskussionsfreudig; und Charlie, mittleres Alter, einst Lastwagenfahrer, nun Barretts Vermieter. Diese lakonische Vorstellung der Männer räumt den Blick frei auf den eigentlichen Protagonisten: die Kleinstadt Butte im US-Bundesstaat Montana, seit der Schließung der örtlichen Bergwerksminen in wirtschaftliche Agonie verfallen. Die Handkamera folgt Barrett bei ruhelosen, bisweilen konfliktträchtigen Streifzügen zu Fuß oder per Fahrrad; mal vermittelt sie durch innere Rahmung Beengtheit, meist sammelt sie Impressionen: von proletarischen Vergnügungen wie Auto-Stuntshows, «irischen» Tanzvorführungen oder Palavern beim Poolbillard in weitläufigen Bars und von aufgegebenen Fördertürmen und zerfallenden Vorstädten. Nach seinem experimentellen Dokumentarfilm An Injury to One über den Lynchmord an dem Gewerkschafts-Organisator Frank Little in Butte im Jahr 1917 setzt Travis Wilkerson seine filmische Rekonstruktion lokaler Geschichte fort. Wilkerson beschreitet dabei einen «dritten Weg» der Dramatisierung von Dokumentarischem: Schauspieler zeugen körperlich oder wortreich vom Kampf gegen eine Apathie, fungieren wie Moderatoren, die über Interviewes Mikroökonomie vermitteln, analysieren die historische Rolle der Gewerkschaften und vermitteln vor allem ein Stimmungsbild, das sich über zahlreiche Musiknummern mitteilt, die zwischen White Mans Blues und Protestlied oszillieren. Ein Song von Charlie Parr ergibt den Filmtitel, und symbolstark allgegenwärtig ist die akustische Gitarre. (Hans Christian Leitich) (Text: Viennale 2005)
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Details
- Regie
- Travis Wilkerson
- Kamera
- Travis Wilkerson
- Author
- Travis Wilkerson, Barrett Miller, Dylan Wilkerson, Charlie Parr
- Musik
- If Thousands, Alan Sparhawk, Charlie Parr