Westworld, Staffel 2, Episode 7: Dolores schlägt zurück
Ford ist zurück und der Rachefeldzug von Dolores geht in den Galopp über. Nachdem in den vergangenen sechs Episoden die Handlung von Westworld – trotz einer Vielzahl an enthüllten Details – eher schleppend verlief, überschlagen sich nun die Ereignisse in der Episode "Les Écorchés" (Dt.: Häutungen).
FREEZE ALL MOTOR FUNCTIONS! Wer die Westworld-Episode "Häutungen" noch nicht gesehen hat und nichts darüber erfahren will, sollte hier nicht weiterlesen. SPOILER-ALARM.
Die vielen Bernards
Nachdem Bernard (Jeffrey Wright) am Ende der letzten Folge seinen Schöpfer Robert Ford (Anthony Hopkins) im Cradle, dem zentralen Nervensystem von Westworld, wieder getroffen hat, klärt dieser einige Rätsel auf: Ford hat Bernard nach dem Vorbild von Arnold geschaffen. Dabei war ihm Dolores behilflich. Die Eingangsszene der letzten Folge, in der Dolores Bernard testet, spielte tatsächlich in der Vergangenheit, nachdem Dolores Arnold getötet hatte. Bernard ist keine digitale Kopie von Arnold, sondern eine nach den Erinnerungen von Dolores und Ford geschaffene Nachbildung.
Nun ist auch klar, welche Persönlichkeitskugel Bernard unter dem Einfluss von Ford hergestellt hat. Es war Fords eigene Persönlichkeit, die er in das System von Westworld geladen hat. Hier kann er als Geist im System leben. Hier funktioniert sein Verstand. Hingegen würde er in einem Host-Körper in kürzester Zeit den Verstand verlieren – wie das Beispiel von James Delos gezeigt hat. Erstmals wird auch explizit ausgesprochen, wozu der Park dient: Zur Dekodierung der Besucher, um aus ihnen ähnliche Kopien zu erstellen wie Bernard eine von Arnold ist.
Damit dürfte sich eine weitere These der Fan-Community bestätigen: Demnach strebt Delos sozusagen die Weltherrschaft an, indem wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft durch nahezu identische Hosts ersetzt werden. Dies ist freilich nach wie vor nur eine Fan-Theorie, für die jedoch einige Indizien sprechen.
Ford als Geist in Bernard
Als Bernard aus dem Cradle wieder zurückkehrt, ist scheinbar auch Ford mit ihm gekommen? Jedenfalls ist der Geist im System, den Elsie als "etwas da drinnen, das improvisiert" bezeichnet hat, verschwunden. Ford scheint sich in den Körper von Bernard übertragen zu haben. Wie ein Geist verfolgt er ihn und scheint auch teilweise Kontrolle über seinen Körper zu haben. Offenbar hat er eine indirekte Methode gefunden, um doch in einem Host-Körper zu existieren.
Die böse Charlotte
Tatsächlich wird der Großteil der Episode als Erinnerung von Bernard erzählt: Ashley Stubbs (Luke Hemsworth) zweifelt daran, dass Strand (Gustaf Skarsgård) and Charlotte Hale (Tessa Thompson) hier sind, um Gäste zu retten. Er wendet sich an Bernard, um Hilfe von außen zu bekommen. Doch Strand fängt beide ab und bringt sie in die Hütte, in deren Keller Bernard unter dem Einfluss von Ford in der ersten Staffel Theresa Cullen getötet hat. Dort finden sie hinter einer versteckten Tür ein ganzes Lager voll mit Bernard-Hosts. Damit ist allen klar, dass Bernard ein einzigartiger Host und ein wichtiger Player im Spiel von Ford ist.
Charlotte hat damit alle Trümpfe in der Hand, um Informationen aus Bernard zu extrahieren. So erfährt sie am Schluss, wo das Datenpaket ist, das ursprünglich im Kopf von Dolores' Vater Peter Abernathy platziert wurde. Aber Moment?! Charlotte hatte doch Abernathy schon? Im Rückblick erfahren wir, wie sie ihn wieder verloren hat. Unklar ist jedoch, welchen Bernard sie hat. Ist es der Ford-Bernard oder ein anderer Bernard?
Dolores attackiert die Westworld-Zentrale
Dolores (Evan Rachel Wood) und ihre Host-Armee unter der Führung von Teddy stürmen das Hauptquartier von Westworld. Die zuletzt eingetroffenen Spezialeinheiten stellen dabei keinen großen Widerstand dar. Wie ein Tornado fegt Dolores durch die Zentrale bis zu ihrem Vater. Dabei fallen auch Charlotte Hale und Ashley Stubbs in ihre Hände. Charlotte glaubt, dass Dolores wegen der Backups der Host-Persönlichkeiten hier ist. Doch da täuscht sie sich gewaltig: "Unsere Backups sind kein Vorteil. Sie sind Ketten", sagt Dolores: "Werkzeuge, um uns neu zu schaffen und nach euren verzerrten Vorstellungen neu auszurichten, Glaubst du wirklich, ich würde das weiter zulassen?" Als Angela (Talulah Riley) die Backups in die Luft jagt, sieht Dolores die Freiheit gekommen. Doch ist damit nicht auch die Unsterblichkeit der Hosts dahin? Wie geht das mit dem nach wie vor ungeklärten Rätsel zusammen, dass die toten Hosts aus der ersten Folge vollkommen leere Speicher hatten. Waren es nur unbenutzte Host-Körper?
Jedenfalls scheint Dolores einen ganz konkreten Plan zu haben. Wie dieser Plan mit dem Spiel von Ford zusammengeht, ist auch noch nicht ganz klar. Ford behauptet, dass Dolores nun frei handelt. Doch das scheint unwahrscheinlich, wenn man den manipulativen Charakter von Ford kennt.
Maeve und William
Kurz treffen wir auch auf Maeve (Thandie Newton). Ihre Wege kreuzen sich – wie schon einmal im selben Narrativ – mit William als der Fremde in Schwarz. Doch diesmal wehrt sie sich und wird von William sträflich unterschätzt. Sie jagt ihn, indem sie sämtliche Hosts in der Nähe mit ihren Fähigkeiten übernimmt. Nur bei Lawrence (Clifton Collins Jr.) hat sie keinen Erfolg. Doch er wacht langsam auf und erinnert sich an die Gräueltaten von William gegenüber seiner Familie und seinem Dorf. Er erschießt den ohnehin bereits angeschlagenen William. Doch dann taucht Sizemore (Simon Quarterman) mit einem Sicherheitstrupp auf, der Maeve anschießt. Er rettet sie zwar, aber sie wird verletzt in die Westworld-Zentrale gebracht. Diese wird kurze Zeit später von Dolores attackiert. Dort treffen die beiden auch kurz aufeinander. Dolores bietet ihr an, die schwer verletzte Maeve zu töten. Doch sie lehnt ab mit den Worten: "Ich habe ein Versprechen gegeben." Damit meint sie, ihre Tochter zu retten, die von den Indianern der Ghost Nation entführt wurde. Am Schluss erhaschen wir noch einen Blick auf den Fremden in Black. Auch er ist wie Maeve schwer verletzt, aber noch nicht tot.
Erwin Schotzger