WENN DER VESUV CGI-EFFEKTE ERBRICHT
Was für eine Katastrophe! Seit ein paar Jahren hat Paul W. S. Anderson, ursprünglich Schöpfer und Regisseur der Resident Evil-Reihe, seine Vorliebe für historische Stoffe entdeckt. 2011 wurde deshalb von ihm den Drei Musketieren Gewalt angetan (leider unter Mitwirkung von Christoph Waltz) und nun hat es ihn gar in die Antike verschlagen, weil er unbedingt den mit 3D-Effekten angereicherten Untergang der Stadt Pompeii nachinszenieren wollte. Dabei mischt er munter allerlei Motive durcheinander, die wir ohnehin schon x-mal wesentlich stimmiger umgesetzt in anderen Filmen gesehen haben. Man kann förmlich die Gedanken der Drehbuchautoren hören: nehmen wir ein paar von den verkohlten Pompeii-Leichen und erzählen wir ihre Geschichte; aber damit das alles nicht etwa zu anspruchsvoll wird, gehen wir nie zu sehr in die Tiefe, sondern mischen lieber nichtssagende Dialoge in eine hanebüchene Handlung und setzen ansonsten auf CGI.
Der keltische Junge Milo (Game of Thrones-Schönling Kit Harrington), dessen gesamter Stamm von den Römern niedergemetzelt wurde, findet sich Jahre später versklavt als gefeierter Arena-Kämpfer in Pompeii wieder. Zufällig tritt dort gerade jener römische Herrenmensch (Kiefer Sutherland) als Senator seinen Dienst an, der das Gemetzel an Milos Eltern und Freunden einstmals veranlasst hat. Da Milo obendrein ein halber Pferdeflüsterer ist, gewinnt er spontan das Herz der jungen Kaufmannstochter Cassia (Emily Browning), auf die natürlich auch der Fiesling von Senator ein Auge geworfen hat und eine große Konfrontation bahnt sich an. Zugegeben, diese Inhaltsangabe klingt jetzt womöglich wesentlich spannender, als es die flache Geschichte dann tatsächlich ist; doch der eigentliche Star heißt sowieso Vesuv.
Von Anbeginn stehen die Zeichen bereits auf Apokalypse: zuerst rülpst der Vulkan noch dezent, aber während die Gladiatorenspiele auf Hochtouren laufen (das an sich brutale Treiben wurde wieder einmal völlig blutleer und kindergerecht umgesetzt), legt auch der Berg richtig los und speit, was das Zeug hält, wodurch die letzten 30 Filmminuten gesichert wären. Im Ascheregen und Feuerballgewitter erscheint die Stadt wie ein antikes Pearl Harbour, und die Hauptfiguren sind nun vollauf damit beschäftigt, in dem reichlich unrealistischen CGI-Tumult eine wilde Flucht hinzulegen bzw. zwischendurch noch ebenso wilde Zweikämpfe zu absolvieren. Dabei hetzen sie den unglaublichsten Spuren der Verwüstung immer um einen Viertel-Millimeter voraus und ihre Pferde behalten trotz wegbrechenden Straßen, zerberstenden Gebäuden und heißen Aschewolken sprich: Weltuntergang die Ruhe, obwohl sie zuvor schon beim leisesten Beben vollkommen durchgedreht sind. Wir befinden uns halt nicht in Pompeii, sondern unverkennbar in Hollywood.
Die größte Überraschung besteht eigentlich darin, dass Anderson diesmal für seine Ehefrau Milla Jovovich keine Haupt- oder wenigstens Nebenrolle reserviert hat. Beim angekündigten Teil 6 von Resident Evil ist diese Unterlassung dann zum Glück ja ausgeglichen; und dort kann sich der Regisseur auch wieder passender austoben. Für Pompeii hat er sich höchstens 5 von 10 Vulkanascheflecken verdient.