WAS AM ENDE EINES MÄRCHENS PASSIERT

Trotz des betulich-langweiligen deutschen Verleihtitels "Unter dem Regenbogen" sollte man sich Agnès Jaouis neues Regie-Meisterstück auf keinen Fall entgehen lassen. Der französische Originaltitel "Au bout du conte" suggeriert durch ein Wortspiel das "Ende eines Märchens" – und dort wartet bei Jaoui nicht immer der Märchenprinz. Wieder hat die Regisseurin gemeinsam mit Jean-Pierre Bacri das Drehbuch geschrieben – und beide haben sich herrliche Rollen auf den Leib geschneidert.

Jaoui spielt eine schusselige Mitsechzigerin, die als gescheiterte Schauspielerin im Kindertheater Märchen inszeniert. Gleichzeitig stiftet sie zarte Bande unter ihren Bekannten und Verwandten. Ihre hübsche Nichte trifft auf ihren Märchenprinzen, der unschwer daran zu erkennen ist, dass er – wie einst Aschenbrödel – bei seinem überstürzten Abgang einen Schuh verliert. Und prompt lauert der böse Wolf in Form eines feschen Musikkritikers auf die junge Frau.

Doch nicht nur die junge Generation laboriert an ihrem (Liebes-)leben. Auch die älteren Kaliber kommen nur schwer zurecht. Jean-Pierre Bacri als schlecht gelaunter Einzelgänger fällt in Melancholie, weil ihm eine Wahrsagerin sein Todesdatum vorhergesagt hat. Und das, obwohl er nicht einmal an Wahrsagerei glaubt.

Gekonnt verzahnt Jaoui dramatische Drehmomente im Leben ihrer Protagonisten mit einem märchenhaften Subtext. Das macht die Erzählungen aber keineswegs unwirklicher, sondern nur exquisit witzig.