Vremya zhatvy / Harvest Time

RUS , 2004

Min. 67
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Eine kleines Dorf in Tschuwaschien im Jahr 1950: Antonia bewältigt lange Arbeitstage, fährt einen Mähdrescher in der Kolchose, um ihre jungen Söhne und ihren Mann, der ohne Beine aus dem 2. Weltkrieg zurückkehrte, zu unterstützen. Um Antonias harte Arbeit zu würdigen sie ist die beste Fahrerin der Kolchose zeichnet sie der Staat mit der «Roten Fahne» aus. Anfangs ist der wunderschöne samtene Banner mit seiner goldenen Zierleiste ein in Ehren gehaltenes Gut. Doch als die Fahne von einer Mäuseplage gefährdet wird, beginnt sie wie ein ärgerlicher Fluch auf der Familie zu lasten die alles Erdenkliche tut, um zu verhindern, dass der wertvolle Preis nicht in Fetzen verwandelt wird. Aus Angst vor Vergeltungsakten wegen der Beschädigung einer solch hohen Auszeichnung ist Antonia fest entschlossen, den Banner fortan jedes Jahr zu gewinnen. Wird es der Familie gelingen, die Autoritäten in Schach zu halten oder besser: den Banner unversehrt? Nur der Erzähler, einer von Antonias inzwischen erwachsenen Söhnen, kennt die Antwort. Leise, subtil und stimmungsvoll, wird Harvest Time solide von größtenteils Amateurschauspielern dargeboten und setzt in einer sanften Hommage an die vielen Sowjet-Filme, die das Leben in Kolchosen verherrlichen mit Ausnahme von singenden Landarbeitern wenig Dialog ein. Razbezhkinas impressionistischer und aufrüttelnder Film weist gewisse Ähnlichkeiten mit Alexander Dovshenkos Klassiker Earth auf, während seine Kunstfertigkeit in der Lichtsetzung zu Vergleichen mit Andrej Tarkovskys The Mirror geführt hat. (Dimitri Eipides) Mir scheint, dass ich jetzt verstehe, wie die griechische Mythologie entstanden ist. Sie wurde vor dem Hintergrund eines sehr stark regulierten Staates geboren. Der Mensch erschien sehr klein im Vergleich zu den verschiedenen Göttern. Auch in der Mythologie unserer Geschichte ist der Mensch etwas ganz Kleines und die Fahne etwas Großes. Die Fahne nimmt also die Stelle eines Gottes ein. (Marina Razbezhkina)

(Text: Viennale 2005)

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