VON GEWALT- + GEFÄNGNISAUSBRÜCHEN

Sollten ein paar Gitterstäbe, etwas Stacheldraht, viele verschlossene Zellentüren und eine Armee von Aufsehern Sylvester Stallone wirklich daran hindern können, aus einem Gefängnis zu fliehen? In „Lock up – Überleben ist alles“ hat er uns bereits vor etlichen Jahren demonstriert, wie man so etwas macht. Zugegeben, inzwischen ist die Überwachungstechnik in einem Hochsicherheits-Knast noch um einiges ausgeklügelter geworden, aber dafür stehen Sly diesmal auch die geballten steirischen Kräfte Arnold Schwarzeneggers zur Verfügung.

Als Sicherheitsexperte, der Schwachstellen aufdecken will, lässt sich Stallone seit Jahren unter jeweils anderen Namen in diversen Gefängnissen inhaftieren und hat innerhalb kürzester Zeit einen Weg gefunden, die Mauern zu überwinden.

Der neueste Auftrag führt ihn in eine strenggeheime CIA-Anlage, „Das Grab“ genannt, wo einige unangenehme Überraschungen auf ihn warten. Zu spät erkennt er, dass man ihn hereingelegt und mit falschen Informationen versorgt hat. Der sadistische Gefängnisdirektor denkt gar nicht daran, ihn wieder gehen zu lassen, auch nicht, nachdem seine wahre Identität zweifelsfrei geklärt wurde. Hier kommt endlich Schwarzenegger als Knastbruder ins Spiel: er verkörpert eine undurchschaubare Figur – und das liegt nicht nur an seinem stacheligen grauen Bart (obwohl man ihn so bestimmt noch nie zu Gesicht bekommen hat).

Zu körperlichen Extremleistungen schwingen sich die beiden Helden in fortgeschrittenem Alter zwar nicht mehr auf, doch etliche Schlägereien dürfen bei diesen Hauptdarstellern und diesem Schauplatz natürlich trotzdem nicht fehlen: die schweren Jungs dreschen bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus Ablenkungs-Gründen aufeinander ein, wobei die Sprache der Fäuste noch allemal den restlichen stupiden Dialogen vorzuziehen ist. (Es macht auf jeden Fall Sinn, sich den Film in der Originalfassung anschauen, da so dank Arnolds Aussprache immerhin dialektaler Unterhaltungswert garantiert ist).

Trotzdem fällt „Escape Plan“ nicht unter die Kategorie ‚schrottige Action‘, sondern verfügt über eine stringente Handlung und kann einige überraschende Wendungen bieten. Noch dazu müssen Sly + Arnie laut Drehbuch in mentaler Hochform sein und Köpfchen zeigen: v.a. ersterer hat als Sicherheitsmann offenbar mindestens ein abgeschlossenes Physik- + Astronomiestudium vorzuweisen und eine bastlerische Geschicklichkeit, die selbst MacGyver wie einen blutigen Anfänger erscheinen lässt. Sogar so etwas wie Gesellschaftskritik konnte der schwedische Horror- und Thriller-Spezialist Mikael Håfström in seinem Film unterbringen: die menschenverachtende Haftanstalt, wo Terrorverdächtige und andere unliebsame Zeitgenossen auf Nimmerwiedersehen verschwinden sollen, wirkt wie eine Weiterentwicklung von Guantanamo.

7 von 10 anabolikagesättigten Knastrationen.

(franco schedl)