Sommer 1965. Die Frauen Amerikas kämpfen für Gleichberechtigung, die schwarze Bürgerrechtsbewegung strebt ihrem Höhepunkt zu, Aufbruchstimmung erfasst das Land. Nur in den Südstaaten, im tiefsten Alabama, gehen die Uhren anders. Dort herrschen Rassismus und Vorurteile, wegen ein paar "Niggern" wollen viele Weiße ihre angestammten Privilegien nicht aufgeben.
Inmitten dieser ganzen Umwälzungen treffen wir die liebenswert exzentrische Lucille Vinson (Melanie Griffith). Sie hat es endlich geschafft, sich von ihrem gewalttätigen Ehemann zu befreien. Indem sie ihn kurzerhand ins Jenseits befördert hat. Seinen Kopf, luftdicht verpackt in einer Tupperware-Box, nimmt sie mit auf ihren Weg nach Hollywood, denn dort will sie sich ihren großen Traum erfüllen: als berühmter Fernsehstar Karriere machen.Crazy In Alabama ist ein aufwühlendes Comedy-Drama vor dem Hintergrund der Metropole Los Angeles und dem tiefen Süden der USA - das Regiedebüt des Star-Schauspielers Antonio Banderas.
Film.at - Review
Im Süden der Vereinigten Staaten gehen die Uhren anders, das wissen wir spätestens seit "Cookies Fortune". "Verrückt in Alabama" spielt gute 35 Jahre zuvor, und schwarze Jugendliche im öffentlichen Schwimmbad sorgen für einen Skandal in der weißen Bevölkerung. Dass Lucille ihren Mann ermordet, den Kopf abgetrennt und die solcherart verstümmelte Leiche in der Tiefkühltruhe entsorgt hat, regt dagegen niemanden wirklich auf.
Antonio Banderas Regiedebut ist ein Lichtblick im zeitgenössischen Komödiengenre. Eine wunderbar entspannte Kombination aus Südstaatendrama, schwarzer Komödie, schrillem Roadmovie und Gerichtssaal-Soapopera. Zwei parallel montierte Erzählstränge sorgen dafür, dass die Balance zwischen Drama und Komödie gelingt, ohne dass das eine an die andere verraten wird. Droht das tragische Geschehen rund um den ermordeten Jugendlichen Taylor Jackson in Rührselige abzugleiten, sorgen die Abenteuer der naiv-durchtriebenen Schelmin Lucille für Ausgleich. Gerät die Zeichnung der Figuren, die Lucilles Weg nach Hollywood säumen allzu karikiert, holen einen die Schicksale erdverbundenen Menschen des kleinen Städtchens in Alabama zurück auf den Boden.
Melanie Griffith gelingt das Kunststück, als reife Südstaatenschönheit Lucille zwar schrill und durchgedreht, aber dennoch glaubwürdig zu wirken. David Morse spielt ihren Bruder mit gelassener Souveränität, und der fünfzehnjährige Lucas Black als Peejoe ist schlichtweg professionell. Zu dieser hochwertigen Kernbesetzung gesellt sich noch Rod Steiger als mürrischer aber menschenfreundlicher Gentleman-Richter, die restliche Besetzung - allen voran Alt-Rocker Meat Loaf als Redneck-Sheriff - scheint eher einem Comic-Book entliehen zu sein, aber das verdirbt die Stimmung nicht.
In manchen glorreichen Momenten nähert sich die Geschichte einer surrealen Pantomime - etwa dann, wenn Elizabeht Perkins als abgehalfterter Filmstar Lucilles "Geheimnis" im wahrsten Sinne des Wortes "lüftet". Dann wieder werden tiefergelegene Ebenen des Komödiengenres bemüht, wenn ein durch Lucille und seine eigenen Handschellen an die Zellentür geketteter Polizist verzweifelt den Schrie "Lucille!" ausstößt, der den Auftakt zu Little Richards gleichnamigen Rock'n Roll Song gibt, in den eine Eidechse einstimmt, die am Straßenrand in einem Rinderschädel haust....
"Verrückt in Alabama" ist eine Gratwanderung zwischen verschiedenen Ebenen und verschiedenen Genres. Die Balance nicht zu verlieren ist hier das Wichtigste. Und wie im chinesischen Zirkus ist die Übung gelungen. Sehenswert.
HS
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Details
- Schauspieler
- Melanie Griffith, David Morse, Cathy Moriarty, Robert Wagner, Lucas Black, Meat Loaf, Amanda Aday, John Beasley, Sandra Seacat, Richard Schiff, Rod Steiger
- Regie
- Antonio Banderas
- Kamera
- Julio Macat
- Author
- Mark Childress
- Musik
- Mark Snow