Als die Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg ihren neuen Verbündeten Japan auf den Kalten Krieg einschworen, wandten sich Teile von Japans Studenten gegen den eigenen Staat und wurden unerbittlich verfolgt. Ende Februar 1972 wurde die Nation von der zehntägigen Belagerung der Berghütte Asama Sanso erschüttert, bei der zwei Polizisten starben. Doch die ersten Opfer der militanten Studenten waren keine Vertreter der Staatsmacht, sondern die eigenen Genossen: Vierzehn junge Menschen waren bereits dem Fanatismus der «United Red Army» zum Opfer gefallen. Wakamatsus Film ist der aufrichtige Versuch, den Schock aufzuarbeiten, den die japanische Linke damals erlebte, und die Motivation der militanten Studenten zu begreifen. In drei Akten zeichnet der Film den «Weg nach Asama Sanso» nach. Eine Doku-Fiktion, die mit elektrisierender Psychedelic-Rockmusik unterlegt ist. Die inquisitorische Hölle der Trainingslager in den verschneiten Bergen ist als klaustrophobisches Kammerspiel inszeniert. (Christoph Terhechte) Man stelle sich vor: Die Spitzen eines Unternehmens sind in einer Berghütte zusammengekommen, um eine radikale Strategie zu beschließen, die den Markt aufmischen und vor einer feindlichen Übernahme schützen soll. Die Klausur wird flankiert von einer Art paramilitärischem Training, um die Teilnehmer auch körperlich auf den erwarteten «totalen Krieg» vorzubereiten. Solcherart konditioniert wird aus der Fehlersuche eine mörderische Angelegenheit: Vermeintliche «Versager» werden psychologisch demontiert und schließlich körperlich attackiert. Nach und nach kommen so vierzehn junge Führungskräfte zu Tode. United Red Army handelt natürlich nicht vom Wirtschaftskrieg, aber die Parallelen zur Rhetorik von Effizienz und Aggression, die uns heute täglich serviert wird, sind unübersehbar. (Christoph Hochhäusler)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Wakamatsu Kôji
- Kamera
- Tsuji Tomohiko, Toda Yoshihisa
- Author
- Wakamatsu Kôji, Kakegawa
- Musik
- Jim O'Rourke