Die junge Tuya lebt mitten in der Steppe im Nordwesten der Inneren Mongolei. Hier versorgt sie ihren invaliden Mann Bater und zwei Kinder. Neben der Jurte steht ein schlichtes Steinhaus, in dem sie schuftet, wenn sie gerade nicht mit dem Kamel Wasser holen geht oder die Schafe aufs Weideland treibt. Zu viel Arbeit für die junge Frau. Und so beschließt das Paar, sich scheiden zu lassen und einen neuen Mann für Tuya zu suchen - einen, der bereit ist, auch den Exgatten mit zu versorgen. Bei Filmen aus der Mongolei freut man sich gewöhnlich auf den Anblick endloser Weideflächen und majestätischer Berge, auf antennenbewehrte Jurten, Männer in Fellstiefeln, buntgekleidete Frauen mit bunten Kopftüchern und Herden dicht gedrängter Schafe. All das bekommt der Zuschauer auch in Tuya's Marriage zu sehen, ebenso wie sich selbst spielende Laiendarsteller und jenen warmherzigen Humor, wie man ihn etwa aus Mongolian Pingpong kennt. Doch Wang Quan An hält auch fest, wie die Lebenskultur der mongolischen Hirten im 21. Jahrhundert im Verschwinden begriffen ist. Da er auch von der Verstädterung der Mongolei erzählt, also gewissermaßen von der Versteppung der Steppe, geraten neben Pferden und einem Kamel im Schneegestöber auch noch Mopeds, klapprige Lastwagen und ein veritabler Mercedes mitten in der Wüste ins Bild. Tuyas bockige Energie, ihre Wut, als ihr (Ex-)Mann sich das Leben zu nehmen versucht, ihr Dilemma, als in der Jurte zu guter Letzt eine Hochzeit gefeiert wird - das sprengt den Rahmen der Folklore. Ein paar Widerhaken gegen die Publikumserwartung hat Wang Quan An eben doch noch eingebaut. (Christiane Peitz)
(Text: Viennale 2007)
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Details
- Schauspieler
- Yu Nan, Bater, Senge, Peng Hongxiang, Zhaya
- Regie
- Wang Quan An
- Kamera
- Lutz Reitemeier
- Author
- Lu Wei, Wang Quan An
- Verleih
- Filmladen