Tongues Untied

Tongues Untied

USA , 1989

Tongues Untied
Min. 55
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"Brother to Brother. Brother to Brother. Brother to Brother. Brother to Brother." Im Stakkato wiederholen die Männer die Phrase in der Eröffnungssequenz von Marlon Riggs experimentellem Dokufilm, der die afroamerikanische Schwulenbewegung nachhaltig beeinflusste. Angesiedelt an der Schnittstelle von Dokumentation und Fiktion analysiert Riggs die Folgen der weißen Dominanz und des Rassismus innerhalb der 'gay liberation movement' und formuliert 'mit befreiter Zunge' den Anspruch auf eine autonome 'black gay identity' - mit jeder Menge Verve und unterfüttert von Street Poetry, Rap, 'Vogueing'-Einlagen oder den Lyrics afroamerikanischer schwuler Dichter.


Wie sehr das Begehren zwischen afroamerikanischen Männern den weißen heterosexuellen Mainstream verstört, lässt sich an den Reaktionen zum Film ablesen. Im Juli 1991 wurde Tongues Untied in den USA vom öffentlichen TV-Sender PBS ausgestrahlt. Es folgte eine beispiellose Hetzkampagne gegen den Film: Während die American Family Association von einem "unverschämten Missbrauch von Steuergeldern" sprach, beklagte sich die konservative Zeitung "Washington Times" darüber, dass die "Ausstrahlung des Films durch PBS der Bewerbung von roher homosexueller Pornografie über öffentliche Frequenzen" gleichkäme und so "amerikanische Haushalte in ein schwules Striptease-Lokal verwandelt" werden würden. Und der reaktionäre Backlash ging noch weiter: 1992 verwendete der republikanische Politiker Pat Buchanan in einem Wahlkampfspot einen Ausschnitt des Films, um auf die angebliche Verschwendung öffentlicher Gelder hinzuweisen. Nicht zuletzt kostete ein bescheidenes 5.000-Dollar-Stipiendium, das Marlon Riggs vom National Endowment for the Arts, der einzigen staatlichen Institution zur Kunstförderung in den USA, für seinen Film zugesprochen bekam, dem damaligen NEA-Chef seinen Posten.

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