Pssst!

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Tishe! Russland , 2002

Eine Chronik des Absurden.

Pssst!
Min. 80
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Was den meisten Menschen den letzten Nerv raubt, dient in Victor Kossakovskys Tishe! als Ausgangspunkt einer interessierten Beobachtung: Aus dem Fenster seiner Wohnung in St. Petersburg verfolgt der russische Filmemacher mit, wie eine Gruppe Bauarbeiter ein Quadrat aus der Straße herausschneidet, um es anschließend neu zu asphaltieren. Den Verlauf des Renovierungsprozesses beschleunigt er dabei nicht nur mit den Mitteln der Montage, sondern auch im Bild über Zeitraffer, was dem Geschehen eine absurd-komische Rhythmik beschert, die ein wenig an frühe Slapstickfilme erinnert. Tishe! was so viel wie «Still!» bedeutet ist ein Film der flüchtig erhaschten Augenblicke. Im Mittelpunkt steht ein Ausschnitt der Straße als Ausschnitt der Stadt. Kossakovsky zoomt meist mit seiner Videokamera aus dem Schauplatz heraus, kommt vom Kleinen zum Größeren, der Radius für Schwenks ist auch nicht allzu groß. Umso mehr erstaunt, was in diesem an sich unscheinbaren Eck so alles los ist: Nicht nur wiederholt sich das Szenario der Umbauarbeiten mehrmals (aber die Straße verändert sich dabei nicht wesentlich) und tauchen regelmäßig Putzkolonnen auf (aber die Straße wird dabei nicht wesentlich sauberer). Darüber hinaus spürt Kossakovsky auch immer wieder dramatische Miniaturen auf, entdeckt so im ganz Alltäglichen eine lakonische Poesie: Ein Mann wartet mit Blumen auf eine Frau, ein Paar tanzt (betrunken?) im Regen, einmal rückt gar eine Polizeiaktion ins Bild und drängt damit kurz den Vergleich mit einer Überwachungskamera auf. Worte sind in Tishe! hingegen kaum zu hören. Neben der Wahl einer statischen Szenerie bleibt Kossakovsky auch hier in einem gewissen filmischen Primitivismus verhaftet: Allein Musik unterlegt er dem Geschehen, das selbst eher musikalisch arrangiert ist. In der Nacht glitzernder Asphalt, eine Anordnung von Auspuffrohren, Pollen, die der Wind vorantreibt oder vom Dach stürzender Schnee sind die Elemente dieser kleinen Symphonie von Eindrücken, deren Wert in ihrem völlig ephemeren Dasein liegt. (Dominik Kamalzadeh)

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