There's a Strong Wind in Beijing

Beijing de feng hen da China , 2000

Min.
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There's a Strong Wind in Beijing
ist ein für chinesische Verhältnisse radikales Projekt.
Passanten werden vom Regisseur auf der Straße direkt und unverblümt
angesprochen – schon das ist in der Volksrepublik ein eher ungewohntes
Vorgehen. Die bereits sichtlich verunsicherten Befragten werden dann
noch mit scheinbar dämlichen, ja fast grotesk belanglosen Fragen
konfrontiert. Ju An Qi will in Bädern und Schulen, in Restaurants,
Schönheitssalons und an öffentlichen Plätzen wissen,
was den Menschen zum Thema «Wind in Beijing» einfällt.

Ganz abgesehen davon, dass «Wind» im Chinesischen noch
weitere Bedeutungen und in China verschiedene Konnotationen hat, ist
es natürlich viel interessanter, zu beobachten, was in den Gesichtern
vor sich geht, als zu hören, was tatsächlich geantwortet
wird. Ein großer Teil der Befragten wendet sich sowieso ab.
Der Rest teilt sich in Ernsthafte und peinlich Berührte, denen
aber eines gemeinsam ist: Fast alle lassen, bevor sie sich wieder
fassen, nur für einen Moment, für einen winzigen Augenblick
die Maske fallen, verlieren im wahrsten Sinne des Wortes ihr Gesicht
– und das ist immer noch das Schlimmste, was einem Chinesen passieren
kann.
Diese an Wigald Bonings Straßenbefragungen für RTL Samstag
Nacht erinnernde Methode mag hierzulande der Stoff für Comedy
sein, im Reich der Mitte werden damit Medien- und Politmechanismen
ausgehebelt. So ist es möglich, einen «subjektiven Blick
auf die Gesellschaft und die Realität» (Ju An Qi) zu entwickeln,
ohne dass die Filmemacher von der Zensur festgenagelt werden könnten.
Mit der wahren Geschichte vom todkranken Kind bricht plötzlich
und unerwartet dann die Realität in ihrer bösartigsten Form
in den Film ein und bemächtigt sich seiner.
Bei uns mag Authentizität mittlerweile eine Kategorie aus der
Steinzeit sein. Ju An Qi und Konsorten aber liegt sie noch sehr am
Herzen: Die 48 Minuten des Films sind das komplette gefilmte 16mm-Material,
mehr war nicht vorhanden, keine einzige Sekunde wurde weggelassen.
Dass das Material bereits abgelaufen und schon etwas farbstichig ist,
verstärkt den Eindruck der Authentizität noch. (Thomas Winkler)

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Details

Kamera
Liu Yonghong

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