Gemeinsam erdulden sie die Grausamkeiten des Kommandanten, bis dieser Mudd um Hilfe bittet, als eine Gelbfieber-Epidemie ausbricht. Die düstere, alptraumartig inszenierte Geschichte beruht auf realen Ereignissen. Im selben Jahr, in dem Fury gedreht wurde (1936), realisiert John Ford einen seiner seltsamsten Filme. The Prisoner of Shark Island ist ebenfalls die Odyssee eines «zu Unrecht Beschuldigten» (nach einer wahren Geschichte) jene von Dr. Samuel Mudd, der der Komplizenschaft beim Mord an Abraham Lincoln beschuldigt wurde. Das Schicksal schlägt zu in Form eines Stiefels, der den Namen des Mörders von Lincoln trägt (der hat sich bei Mudd das Bein behandeln lassen). Wichtigkeit des Objekts im Kino von Ford nicht als etwas Fetischisiertes (das ist die Spezialität des Jesuiten Hitchcock), sondern als falsche erzählerische Spur: The Prisoner of Shark Island ist also eher ein Langscher Film und sein Held ließe sich mit Henry Fonda in You Only Live Once vergleichen (der durch seinen Hut, der von einem andern getragen wird, verraten wird). The Prisoner of Shark Island beharrt demnach darauf, daß Geschichte wandelbar ist (eine Konstante bei Ford), versteht sich aber auch als Reflexion über Wahrheit und Wissen: jene und jenes des Arztes Mudd, der den Gefangenen von Shark Island bei einer Epidemie rettet, diesem ermöglicht, zu obsiegen und sich von einem Verbrechen, das er nicht begangen hat, zu entlasten. Mit The Prisoner of Shark Island nimmt Ford, dunkler gestimmt, eines der Themen von Steamboat Round the Bend wieder auf (worin Will Rogers als Arzt seinen unschuldigen Neffen rettet), indem er die beiden Rollen des vorhergehenden Films zu einer einzigen verschmilzt. Das Ergebnis hebt sich vollständig ab: Von Griffiths The Birth of a Nation (mit dem Attentat auf Lincoln zu Beginn des Films) geht es über zu einer bukolischen Atmosphäre, dann zu Angst (Gewitter, Fest-nahmen und Urteibpund schließlich zum Schrecken (Shark Island). Das ist ein feines Kaleidoskop von Darstellungsweisen allein Ford brachte so etwas zu dieser Zeit fertig. The Prisoner of Shark Island ist ein großartiger Film. (Nicolas Saada)
(Text: Viennale 2004)
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Details
- Regie
- John Ford
- Kamera
- Bert Glennon
- Author
- Nunnally Johnson, nach dem Leben des Dr. Samuel A. Mudd
- Musik
- R. H. Bassett, Hugo Friedhofer