The Pied Piper
Film

The Pied Piper

GB , 1972

The Pied Piper
Min. 90
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Es ist eine sehr schöne, sehr reiche, sehr zweideutige Legende. Es ist eine Geschichte für Kinder, eine Geschichte, die Kinder sehen und hören können. Es ist aber auch eine Fabel für Erwachsene, eine Fabel, die vieles offenbart, über viele wichtige Dinge. Zunächst einmal spielt sich die Geschichte im Mittelalter ab. Abgesehen von dem Vorteil, der von der Rekonstruktion dieser Epoche herrührt (wir haben in Deutschland drehen müssen, um ein Dorf zu finden, das mittelalterlich genug aussah) gibt es auch den ganzen politischen Kontext. Das Ende des Feudalsystems. Der Beginn der politischen Macht des Bürgertums. Der religiöse Obskurantismus, als in weiter Ferne der Keim des Humanismus sich andeutet. Der Rassismus: Man war damals fest überzeugt, dass die Juden die Brunnen vergifteten oder die Pest verbreiteten. Was mich an dieser Geschichte am meisten angezogen hat, ist die Möglichkeit, sogar die Notwendigkeit, Realismus und Magie nebeneinander bestehen zu lassen. Jacques Demy «Cinéma 76», 1975 Im 14. Jahrhundert, im durch die Pest heimgesuchten Deutschland, gelingt es einem Trupp von Gauklern und einem einzelnen Troubadour, der eine Zauberflöte mit sich führt, das abgeschlossene Städtchen Hameln zu betreten. Dieses ist dem absurden Interessenskampf seiner Machthaber ausgeliefert, dann bald schon durch die Geißel der Pest bedroht. Ein aufgeklärter Alchimist, der Jude Melius, würde gern nach einem Gegenmittel forschen, aber man zwingt ihn, Gold nachzumachen und zu fabrizieren Der Flötenspieler nutzt die Macht seines Instrumentes dazu, Hameln von tausenden von Ratten zu befreien, die in den Ort eingefallen sind und die Krankheit übertragen. Als er die versprochene Belohnung nicht erhält, zieht er mit seinem Spiel alle Kinder hinter sich her, aus der sich verfinsternden Stadt heraus, wo man den Juden Melius verbrennt, während die Pest ihre ersten Opfer fordert Die Gaukler, die in der Geschichte nichts anderes sind als Botschafter der Hoffnung und der Fantasie, machen sich mit dem jungen Gavin, dem Gehilfen von Melius und angehenden Maler, auf nach Flandern. Camille Taboulay «Le cinéma enchanté de Jacques Demy», 1996 (Übersetzung von Johannes Beringer)

(Text: Viennale 2006)

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