1999 finden in ganz Kambodscha, von
der thailändischen bis zur vietnamesischen Grenze, die Arbeiten
für die Verlegung der ersten Glasfaserkabel in Südostasien
statt. So finden viele Kambodschaner zum ersten Mal Arbeit. Männer,
Frauen, landlose Bauern, ausgemusterte Soldaten, mittellose Familien
heben den Graben für die Einrichtung eines Informations-Highway
aus, der den Anschluss des Landes an die Weltwirtschaft sichern soll.
Regisseur Rithy Panh folgt einigen dieser Arbeiter, die ihrerseits
als Nomaden dem Fortschreiten der Arbeit folgen. Sie werden pro Meter
bezahlt und arbeiten pausenlos, Tag und Nacht. Szenen physischer Arbeit
wechseln ab mit Gesprächen über den Alltag auf der Baustelle.
Wenn Rithy Panh diese alltäglichen Unterhaltungen so aufmerksam
filmt, will er damit einem traumatisierten Volk die Möglichkeit
geben, sich auszudrücken.
Bei den Bauarbeiten werden Granaten, aber auch Skelette ausgegraben;
das zwingt die Arbeiter, sich mit ihrer Vergangenheit, ihren Ängsten,
ihrer Erinnerung auseinanderzusetzen. Nur dann können sie Trauerarbeit
leisten und ihre Identität als Kambodschaner wiederfinden. Unter
dem Pol-Pot-Regime, erklärt Panh, wurde man hingerichtet, wenn
man traditionelle Liebeslieder sang. Hier singt ein Mann bei der Abendwache:
Das Volk erlangt seine Stimme zurück und seine Traditionen, und
dieser Prozess der Wiederaneignung fasziniert den Regisseur. Doch
das allgemeine Bild bleibt düster. Die Nahrungsbeschaffung ist
ein täglicher Kampf. Und wenn ein Ingenieur einem Arbeiter erklärt,
welche Vorteile ihm die Verlegung dieser Kabel verspricht, sagt dieser,
dass er keine Elektrizität hat. Am Ende wird, wie im 1997 gedrehten
Spielfilm Un soir après la guerre, der Verrat in den
eigenen Reihen begangen. Der für die Lohnauszahlung verantwortliche
Angestellte macht sich mit der Kasse aus dem Staub und lässt
seine Gefährten noch ärmer zurück, als sie es am Anfang
des Films waren. (Yann-Olivier Wicht)
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Details
- Kamera
- Prum Mésar
- Author
- Rithy Panh
- Musik
- Marc Marder