Bis heute gilt der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister Robert S. McNamara als Hauptverantwortlicher für die Eskalation des Vietnam-Konflikts. Nicht nur für die 68er-Generation, sondern auch für viele Historiker war er ein technokratischer, eiskalt kalkulierender Falke, der das Leben hunderttausender Zivilisten auf dem Gewissen hat. Errol Morris hat dieses Urteil mit The Fog of War zwar nicht revidiert, aber doch zumindest problematisiert: Anhand bisher unveröffentlichter Tonbandaufzeichnungen aus dem Oval Office wird ersichtlich, wie McNamara zunächst Kennedy einen Plan zum vollständigen Rückzug amerikanischer Militärberater unterbreitet. Später bittet er den Rückzugsgegner Johnson, den Erfinder der «Dominoeffekt-Theorie», zur Beendigung der Flächenbombardements auf Nordvietnam. Eine Taube wird in Errol Morris Porträt aus McNamara deshalb noch lange nicht denn zugleich hat sich der Verteidigungsminister immer devot dem Wunsch seines Präsidenten untergeordnet, den Krieg bis zum Sieg fortzuführen. «Antworte nie auf die Fragen, die dir gestellt werden.» Dass jemand, der mit seinen unverbindlichen Antworten früher hunderte von Journalisten genarrt hatte, von der ersten Minute an mit großer Offenherzigkeit antwortete, liegt nicht zuletzt an der besonderen Interviewtechnik, die Morris im Verlauf des Filmemacherlebens entwickelt und perfektioniert hat: «Interrotron» ist ein Verfahren, bei dem ein direkt über der Kamera angebrachter Teleprompter den Interviewten mit dem Monitorbild von Morris konfrontiert. (Martin Rosefeldt)
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Details
- Schauspieler
- Robert McNamara, Fidel Castro, Barry Goldwater, Lyndon Johnson, John F. Kennedy, Curtis LeMay, Richard Nixon, Franklin D. Roosevelt, Woodrow Wilson
- Regie
- Errol Morris
- Kamera
- Peter Donahue, Robert Chappell
- Musik
- Philip Glass
- Verleih
- Filmladen