„Filmen Sie mich, während ich sterbe“ – ein Wunsch an Regisseur und Freund Sébastien Lifshitz, der nicht außergewöhnlicher, direkter und unmissverständlicher sein könnte. Aber diejenige, die ihn äußerte, war in ihrem Leben und Lieben ebenso: Thérèse Clerc ist eine Heldin der französischen Frauenbewegung. Die vierfache Mutter lässt in den 1970er Jahren Konformität und die muffige Enge des katholischen Hausfrauenlebens („Ich war so ein Lamm damals“) sowie tradierte Geschlechterdefinitionen endgültig zurück, entdeckt die Politik und den Marxismus, lebt fortan lesbisch und ist sehr aktiv im zeitweise militanten Kampf um Gleichberechtigung – ihr Leben lang. In Sébastien Lifshitz‘ Doku Les Invisibles gab sie selbstbewusst, trocken und trotzdem amüsant Einblick, wie es sich damals anfühlte aus- und aufzubrechen, Rechte einzufordern, die Gesellschaft zu verändern und Feminismus tagtäglich zu leben und zu genießen. Diese damals gewonnene neue Selbstbestimmtheit und Klarheit prägen ihr Dasein auch im hohen Alter (mit 88 Jahren) und ihren Umgang mit der eigenen Sterblichkeit. Also wünscht sie sich einen Film als Dokumentation und Begleitung ihres Lebensendes.
Gefühlvoll, mit Respekt und doch großer Offenheit begleiten Regisseur und Kamera Thérèse in den letzten Wochen, sind neben ihr, neben Bett und Tisch, im Krankenhaus bei Untersuchungen, zu Hause, wenn Freund_innen und Familie vorbeikommen, um noch mal zu feiern und sich zu verabschieden. Die Kinder diskutieren Pflegeoptionen, die Enkelin stellt Fragen zur Frauenbewegung, über das Private und das Politische – einfühlsam, aber neugierig. Das Diskursive hatte in der Familie offensichtlich einen hohen Wert und Einfluss auf das Miteinander.
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Details
- Schauspieler
- Thérèse Clerc
- Regie
- Sébastien Lifshitz