"The Boss": McCarthy übernimmt nicht die Komödien-Führung

Melissa McCarthy führt an Kristen Bell einen Busentest durch.
Nach „Tammy“ stellt dieser Film erneut ein Gemeinschaftsprojekt mit Regisseur und Drehbuchautor Ben Falcone dar, der zufällig auch Melissa McCarthys Ehemann ist. Dem Ergebnis zufolge sollte das Duo dringend eine Schaffenspause einlegen, denn "The Boss" ist eine furchtbar misslungene Komödie.

Es geht doch nichts über deutsches Humorverständnis! Weil der Originaltitel „The Boss“ nach Ansicht der Verleihfirma die Englischkenntnisse des Publikums womöglich überfordern könnte, wurde dem Melissa McCarthy-Film der beziehungsreiche Untertitel „Dick im Geschäft“ verpasst. Welch dezente Anspielung auf den Körperumfang der Hauptdarstellerin! Immerhin waren die Dick-Köpfe so taktvoll, das Wort „fett“ zu vermeiden. Wir Österreicher lachen zum Glück über andere Dinge, weshalb bei uns der überfüllige Titelteil offenbar wieder gestrichen wurde. Traurigerweise ist diese Titelfrage das weitaus Interessanteste an dem Werk, das zwar über ein paar wirklich witzige Szenen verfügt, aber ganz sicher nicht zu den gelungenen McCarthy-Komödien zählt. Dafür ist die Handlung einfach zu dünn und ideenarm und wirkt teilweise nur lieblos aneinander gestückelt.

US-Geschäftsmoral

McCarthy verkörpert eine taffe Geschäftsfrau, die sich durch Herzlosigkeit alle Personen aus ihrer Umgebung zu Feinden macht, aber eigentlich gar nichts dafür kann, weil sie seit Kindertagen an einem psychischen Knacks leidet: da sie nie darüber hinweggekommen ist, dass sie im Waisenhaus aufwachsen musste, betrachtet sie Geld und Macht als wirksamen Ersatz für entgangene liebevolle Zuwendung. Statt weichen Gefühlen lässt sie eben nur harte Dollars gelten. Nachdem sie wegen unlauteren Geschäften vorübergehend im Gefängnis gelandet ist, steht sie vor dem finanziellen Ruin und muss praktisch wieder von vorne anfangen. Darum quartiert sie sich vorübergehend in der Wohnung ihrer ehemaligen Sekretärin ein und stellt das Leben dieser alleinerziehenden Mutter auf den Kopf. So heckt sie den Plan aus, mit Hilfe einiger Schulkinder ein Muffin-Imperium aufzubauen und gibt den Mädchen gleich schlag- und tatkräftige Nachhilfe in Sachen amerikanischer Geschäftsmoral. Beim Finale wechselt der Film dann unmotiviert auch noch das Genre und wird zu einem Caper-Movie mit einem nächtlichen Einbruch in ein Bürogebäude.

Ziemlich nervig ist hier die Figur des kleinwüchsigen Peter Dinklage (bekannt als Tyrion Lannister aus „Game of Thrones“): er spielt einen zwanghaft auf McCarthy fixierten Ex-Geliebten, der ebenfalls ans große Geld gekommen ist, aber auf Rache sinnt, weil er von der Haßgeliebten mehrmals übervorteilt wurde. Außerdem hat der Kerl einen Asien-Fimmel und empfindet sich als Samurai, was die Sache nicht besser macht, wenn er mit einem Schwert herumfuchtelt.

Lose Szenenfolge

McCarthy hat ihre Mitarbeit am Drehbuch natürlich gleich dazu genutzt, sich ein paar effektvolle Szenen auf den Leib zu schreiben. Sie verlässt sich diesmal aber etwas zu sehr auf ihre körperbetonten, fast akrobatischen Einlagen, bei denen sie zum Beispiel von einem Klappbett gegen die Wand geschleudert wird oder eine Treppe hinunterpurzelt. Dadurch erscheint der Film als lose verbundene Abfolge von Sketchen, die besser als Soloprogramm in einer Saturday Night Show aufgehoben wären, aber keine 100minütige Geschichte tragen können.

Dieser weibliche Boss ist also eher schwach im Geschäft und hat sich höchstens 5 von 10 fallenden Aktien verdient.

franco schedl

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