Seit langem hat Coppola wieder selbst ein Drehbuch geschrieben und verfilmt, und wie so oft ist auch sein jüngster Film Tetro eine Familiengeschichte: Bennie Tetrocino, ein junger Amerikaner, trifft in Buenos Aires seinen vor zehn Jahren untergetauchten Bruder Angelo wieder, einen verbitterten Schriftsteller, der sich Tetro nennt und seine Werke nie veröffentlicht hat. Denn nie konnte er aus dem Schatten der übermächtigen Vaterfigur, eines weltberühmten New Yorker Dirigenten, treten (eine exzentrische Doppelrolle für Klaus Maria Brandauer, der sowohl den Vater wie dessen Bruder verkörpert). Schrittweise offenbart sich ein abgründiges Familiendrama, wobei der Film für Rückblenden und barocke Traumszenen von Schwarzweiß in Farbe wechselt. Beeinflusst von «Hoffmanns Erzählungen», mischt Coppola opernhafte Künstlerstudie und neurotisches Familiendrama. Und so kommt es bei einem Theaterfestival vor einer grandiosen patagonischen Landschaft zur entscheidenden Konfrontation. Da darf man durchaus an die Verbindung von Familiensaga und Opernästhetik in The Godfather denken. Und Coppola stimmt zu. Beim Dreh zum Mafiaklassiker habe er nichts über Gangster gewusst: «Also habe ich meine eigene Familie als Vorbild genommen, wie in Tetro: Nichts in der Geschichte des neuen Films ist wirklich passiert - aber alles daran ist wahr.» (Christoph Huber) Kammerspielartig, teilweise ins Aberwitzige driftend, verknüpft Coppola großes Drama mit griechischer Tragödie - und wartet am Ende mit einem Film auf, der formal wie ästhetisch überrascht. (Andreas Borcholte)
(Text: Viennale 2009)
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Details
- Regie
- Francis Ford Coppola
- Kamera
- Mihai Malaimare, jr.
- Author
- Francis Ford Coppola
- Musik
- Osvaldo Golijov
- Verleih
- Stadtkino Filmverleih