Ausgehend von einer Zeitungsmeldung über den Mord eines Pizzafahrers an einem Juwelier und seiner anschließenden Selbsttötung, von der ihm der befreundete Regisseur Abbas Kiarostami berichtet hatte, entwirft Panahi das Porträt eines kleinen Mannes, der an seiner Armut und den damit verbundenen Demütigungen zu Grunde geht. Seine Hauptfigur ist ein stolzer Mensch, der immer wieder hinter die Türen der Reichen blickt, die in den Bergen über der Stadt in ihren Villen ein unvorstellbar luxuriöses Leben führen. Aber es ist nicht der Neid, der Hussein zu seiner Tat treibt, sondern die vielen kleinen Demütigungen, die einem Mann aus der Unterschicht wie ihm Tag für Tag im täglichen Überlebenskampf in Teheran zugefügt werden. Eines Abends beispielsweise verwehren ihm Religionswächter des Mullahregimes, die wegen einer westlich ausgerichteten Party eine Razzia durchführen, den Zugang zu einem Wohnhaus, obwohl Hussein zu einer ganz anderen Wohnung in diesem Haus möchte. In einer anrührenden menschlichen Geste verteilt er seine Pizza an die Polizisten und Wartenden. Hussein gibt sich alle Mühe, ein anderer zu werden seiner Freundin will er zur Verlobung ein teures Collier schenken. Obwohl er sich für dieses Ereignis herausgeputzt hat und ihm kein Geld zu schade ist, um wenigstens einmal seine Herkunft vergessen zu können, macht ihm der Juwelier, sein späteres Opfer, klar, dass er als Kunde unerwünscht ist. Nach jedem dieser kleinen Nadelstiche zieht sich der stolze Mann mehr in sich zurück, schwindet sein Selbstwertgefühl. Jafar Panahi arbeitet auch in Talaye sorgh wieder mit Laiendarstellern, verzichtet auf jeden Ästhetizismus, der von der Komplexität seiner Figuren ablenken könnte. Mit einfachen filmischen Mitteln begibt sich Panahi auf Wahrheitssuche. Ohne sich zum Richter oder politischen Botschafter aufzuschwingen, ist Panahi mit seinen Filmen dadurch zu einem der wichtigsten Zeitzeugen in seinem Land geworden. (Martin Rosefeldt)
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Details
- Regie
- Jafar Panahi
- Kamera
- Hossain Jafarian
- Author
- Abbas Kiarostami
- Musik
- Peyman Yazdanian