SUBTILE KRIMI-KOMIK ZWISCHEN KÄLTE, KÄSE UND REINKARNATION

In der Nähe einer abgelegenen Kleinstadt wird die schneebedeckte Leiche einer jugendlichen Schönheit gefunden. Ein zufällig gerade anwesender Krimiautor stellt Ermittlungen über die näheren Hintergründe dieses Todesfalles an und entdeckt immer mehr Ungereimtheiten: hier ist bestimmt nicht alles mit rechten Dingen zugegangen - und obendrein spielt noch eine okkulte Ebene mit hinein. Besondere Bedeutung erlangt z.B. die Zahl 5 und es kann durchaus passieren, dass morgens 5:05 die Tote auf einen Kurzbesuch vorbeikommt; aber auch ansonsten kommentiert sie - aus einem besseren Jenseits? - immer wieder höchst lebendig die Geschehnisse. Wenn man jetzt noch hinzufügt, dass die meisten Bewohner der Ortschaft reichlich skurril sind, haben sich die Indizien verdichtet und lassen folgenden Schluss zu: das alles klingt sehr bekannt und erinnert frappierend an eine berühmte TV-Serie aus den 90er Jahren.

Trotzdem hat Regisseur Hustache-Mathieu kein bloßes französisches Remake von ‚Twin Peaks‘ gedreht, sondern ein durchaus eigenständiges Werk, das aber zugegebenermaßen sehr zitatfreudig ist.

Selbstverständlich sollen wir an David Lynch denken, aber genauso an einen Film wie "Fargo", an Alfred Hitchcock oder an Werke der Schwarzen Serie - und einmal lässt sogar der leibhaftige Frederico Fellini grüßen, als ein leicht bekleideter Mann lautstark von einem Baum herunterkrakeelt. Für gewöhnlich speisen sich die Filmzitate aber aus dem amerikanischen Raum und so gehört es sich auch bei einem Regisseur, der sich ganz dem amerikanischen Mythos hingegeben und ein Stück USA im Jura gefunden hat, dessen Landschaft ihn laut eigenen Worten an Regionen im Mittleren Westen und Minnesota erinnert.

Ein kaltes Stück USA wohlgemerkt, denn das Städtchen Mouthe zeichnet sich durch 2 Besonderheiten aus: extreme Kälte und exzellenten Käse.

Ursprünglich wusste Hustache-Mathieu nur, dass er in dieser Region einen Thriller drehen wollte, bei dem sich ein Ermittler in eine Tote verliebt. Erst durch einen Zeitungsartikel über einen Psychiater, der behauptete, in einer Patientin die wiedergeborene Monroe gefunden zu haben, erhielt die Geschichte ihre Struktur. Daher müssen die Zuschauer nun damit rechnen, auf Doppelgänger von Joe DiMaggio, Arthur Miller und der Kennedy-Brüder zu treffen. Und auf Grund dieses Artikels hat sich die reizende Sophie Quinton in einen blonden Engel verwandelt, der im Evakostüm für Käse wirbt oder als sexy Wetterfee auftritt und schließlich ein tragisches Schicksal erleidet.

Ob die Parallelen zwischen der französischen Marilyn und dem amerikanischen Original tatsächlich so weit gehen, dass die titelgebende Frage eine allseits befriedigende Antwort erfährt, sei - schon der Spoiler-Vermeidung wegen - dahingestellt. Davon abgesehen gibt es aber auch noch einen anderen guten Grund, sich den Film anzusehen. Im Original trägt das Werk nämlich einen wesentlich kürzeren Titel, der nur aus einem einzigen Wort besteht: ‚Poupoupidou‘. Und wer, bitte schön, denkt, nachdem dieses Wort ausgesprochen wurde, noch an solche Nebensächlichkeiten wie Mord, Selbstmord oder Verschwörungstheorien? Da liegt vielmehr Musik in der Luft und ein nostalgischer Soundtrack lässt uns tatsächlich eine Zeitreise antreten, die ungefähr 5 Jahrzehnte in die Vergangenheit führt.

Hustache-Mathieu verdient sich für sein übermütiges, zitatreiches und liebevoll mit Details angereichertes Krimi-Verwirrspiel 9 von 10 Packungen der gefragten "Belle de Jura" Käse-Sammeledition.