Struggle
Film

Struggle

Österreich , 2003

Eine junge, allein erziehende Polin erhofft sich für sich und ihrer achtjährigen Tochter eine bessere Existenz im Westen.

Struggle
Min. 76
Start. 13.06.03

Eva ist eine junge, allein erziehende Polin, die sich auf dem Heimweg vom Erdbeerpflücken in Österreich an der Grenze absetzt und sich samt ihrer achtjährigen Tochter auf das Wagnis einlässt, im Westen eine bessere Existenz für sie beide zu schaffen.


Eva schrubbt Swimmingpools, poliert Souvenirartikel, schleppt Fleischkisten, überlässt ihre Tochter tagsüber sich selbst, ist vor der Polizei auf der Hut, fällt abends todmüde ins Bett, gelangt irgendwann an ihre Grenzen und akzeptiert letztendlich eine Beziehung mit einem geschiedenen Immobilienmakler samt seinen eigenwilligen sexuellen Vorlieben, um diesen Kampf durchzustehen.

Mehr noch als um Evas persönliche Geschichte geht es in Struggle um die Arbeit selbst: minutenlang nimmt die Kamera die Erdbeerfelder ins Visier, beobachtet die gebückten Pflücker bei strömendem Regen oder bei brütender Hitze. Kein Kommentar, kein Dialog. Eine Sequenz in der Putenfarm zeigt die perfektionierte Routine in der Verarbeitungskette, die das tote Federvieh Handgriff für Handgriff bis hin zur Tiefkühlverpackung für den Einkaufswagen befördert. Jede Arbeiterin vollführt eine einzelne Geste, präzis, teilnahmslos, und niemand weiß, zum wievielten Mal wohl. Schweigend und unentwegt polieren drei Damen im Stehen kleine Glasbehälter mit Figuren drin, wortlos nimmt die Oberärztin in der psychiatrischen Klinik den Vorfall hin, dass ihr eine Patientin vor versammelten Kollegen ein Glas Wasser ins Gesicht schüttet, ohne nur einer Menschenseele zu begegnen inspiziert der Immobilienmakler seine verödeten Objekte.
Täglicher Kampf ums Durchhalten

Struggle vereint Menschen aus dem Osten, die auf unverschämte Weise finanziell ausgepresst werden mit Menschen aus dem Westen, die materiell saturiert, sich emotional im äußersten Notstand befinden. Die Einsamkeit der Existenz führt Ruth Mader schon an ihren Kinderfiguren vor Augen, die Sprachlosigkeit zwischen den Menschen wird gerade in den raren, und umso hilfloseren Dialogen deutlich. Zum gegenseitigen Nutzen verbinden sich schließlich der Mann aus dem Westen mit der Frau aus dem Osten und gaukeln sich gemeinsam in eine Scheinwelt hinein, die das Konsumregime des Westens für sie entworfen hat. Am Ende sitzt Eva mit ihrer Tochter und ihrem Gefährten vor dem Puppentheater im Shopping-Center, wo der Prinz sich auf eine Reise zum Mond begibt, um dort hoffentlich seine Prinzessin zu finden. Die vermeintliche familiäre Harmonie zerschneidet die Regisseurin in drei Einzeleinstellungen und lässt jeden der drei für sich in seinen naiven Phantasien von einer guten Welt allein.

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