Wo sind die Taschentücher? Die 6 traurigsten Serien auf Netflix
Wenn wir traurig sind, hören wir gerne ebenso traurige Musik oder ziehen uns traurige Filme oder Serien rein. Wieso eigentlich? Dieser Frage ist eine US-amerikanische Studie der Ohio State University nachgegangen. Das Ergebnis: Vorübergehend macht uns eine Geschichte, die nicht mit einem Happy End aufwartet, glücklicher als ein Friede-Freude-Eierkuchen-Abschluss.
Wieso? Weil wir dadurch die positiven Seiten unseres Leben wieder mehr zu schätzen lernen und uns darüber im Klaren werden, dass unsere Lage so schlimm vielleicht ja gar nicht ist. Zudem empfinden wir das tröstende Gefühl, dass wir mit unserem Schmerz nicht alleine sind. Deshalb haben wir diesmal Serien-Tipps mit hohem Heulkrampf-Potenzial für euch parat.
6 traurige Serien auf Netflix:
When They See Us (2019)
Die preisgekrönte Mini-Serie, produziert von Hause Netflix, erzählt die wahre Geschichte von vier Afroamerikanern und einem Hispanoamerikaner, die zu unrecht wegen einer Vergewaltigung angeklagt und schuldig gesprochen wurden.
Viele Jahrzehnte lang hielt dieser Justiz-Skandal die USA im Atem, 2002 wurden die vier Männer freigesprochen. Es ist eine nachdenklich machende und furiose Tour de Force, die wir hier erleben, die an Ungerechtigkeit nicht zu überbieten ist und uns deshalb vor Schock und Wut die Tränen in die Augen treibt. Ein politischer Aufschrei, der lange nachwirkt und Trauer hoffentlich in Aktionismus verwandelt.
Tote Mädchen lügen nicht (2017-2020)
Die Jugendliche Hannah Baker (Katherine Langford) wird von ihren MitschülerInnen entweder gemobbt oder ignoriert. Nur nicht von Clay (Dylan Minnette), der wie sie selbst eher nachdenklich und verunsichert durch die Welt geht. Als der Schmerz für Hannah immer größer wird, begeht sie Selbstmord. Auf 13 Kassetten, die sie Clay hinterlässt, erzählt sie, wie es zu dieser schrecklichen Tat kam und wer in ihrem privaten Umfeld Mitschuld trägt. Auf einen der Kassetten spricht sie auch von Clay ...
Die Skandal-Netflix-Serie ist wie eine offene, eitrige Wunde und drückt gnadenlos den Finger in eben diese, wenn es um Themen wie Suizid, sexuelle Gewalt, jugendliche AmokläuferInnen, Drogensucht oder psychische Krankheiten geht. Zum Teil auch visuell drastisch in Szene gesetzt, ist "Tote Mädchen lügen nicht" ein sehr lauter Schrei nach Hilfe. Schwer verdaulich und hallt lange nach.
Dawson's Creek (1998-2003)
Träume, Sehnsüchte, Drama und Herzschmerz sind die ständigen Begleiter im Leben der Jugendlichen in "Dawson's Creek": Dawson (James Van der Beek), Joey (Katie Holmes), Pacey (Joshua Jackson) und Jen (Michelle Williams) leben im verschlafenen Örtchen Capeside, ein Epizentrum der Gefühle sowie ein Ort, wo Kitsch und Pathos zum stilbildenden Lebensmotto werden, wo der erste Kuss und das erste Liebesgeständnis ein weltveränderndes Erdbeben nach sich ziehen und wo so genüsslich philosophiert und das Leid des Lebens zelebriert wird, dass die Teenager bei so viel Regen manchmal vergessen zu scheinen, dass es auch mal trocken war.
Ein komplexer Gefühlskosmos, in dem zugelassene Konflikte und seelische Selbstentblößungen als wahrhaftig und kathartisch dargestellt werden.
Vampire Diaries (2009-2017)
Elenas (Nina Dobrev) Leben im eher faden Kleindstädtchen Mystic Falls wird gehörig durcheinander gewirbelt, als sie die Vampir-Brüder Stefan (Paul Wesley) und Damon (Ian Somerhalder) kennenlernt, die sich beide mit Haut und Haar in sie verlieben. Ständig zwischen den sexy Vampir-Boys hin- und hergerissen, findet sich Elena (und bald auch ihre FreundInnen) plötzlich in einer düster-gruseligen Welt wieder, die von BlutsaugerInnen, DoppelgängerInnen, Magie, Werwölfen und sonstigen Ausgeburten der Hölle regiert wird. Bald ist unklar, wem man eigentlich noch vertrauen kann.
Die zahlreichen grausigen Schockmomente und die emotionalen, weil hoch-romantischen und tieftraurigen Faustschläge lassen "Vampire Diaries" aus dem Teen-Mystery-Serien-Sumpf herausstechen. Eine Elegie des Lebens, die vor ganz großen Gefühlen nicht zurückschreckt.
The End of the F***ing World (2017-2019)
Die beiden 17-jährigen Jugendlichen James (Alex Lawther), der überzeugt davon ist, ein Psychopath zu sein, und die abenteuerlustige Rebellin Alyssa (Jessica Barden) unternehmen gemeinsam einen Road-Trip, um Alyssas Vater zu suchen. Was Alyssa nicht weiß: James hat sich vorgenommen, sie trotz Seelenverwandtschaft zu töten, denn das machen Psychopathen schließlich so ...
Die schwarzhumorige Dramedy weist zwar sehr viele lustige Momente auf, besticht aber gleichzeitig mit einer düsteren, sehr traurigen und beklemmenden Aura. Die etwas andere Liebesbeziehung geht an die Nieren und es tut weh, die beiden Teens am Rand der selbst verschuldeten Seelen-Apokalypse entlang tanzen zu sehen.
Pose (2018-2021)
New York City ist Mitte der 80er-Jahre ein pulsierender Ort, der Heimat für Menschen unterschiedlichster Art ist und somit auch zahlreiche Subkulturen hervorbringt, unter anderem die sogenannte Ballroom Culture – ein Zuhause für die LGBTIQ-Community, in dem Drag, Haute Couture, Tanz sowie vor allem Selbstbewusstsein und der Körper als selbstbestimmte Kunstform im Mittelpunkt stehen.
Es ist ein Heim für alle, die aus der Normativität ausgebrochen sind und manchmal auch von ihren eigenen Familien verstoßen wurden. Die Oberfläche mag bunt, glitzernd und schillernd sein, aber in den dunklen Ecken ist das (seelische) Elend deutlich erkennbar: Diskriminierung, Selbsthass, Orientierungslosigkeit und der Beginn der AIDS-Krise sind die alles verschlingenden Schattenseiten des Regenbogens. Ein Eldorado an brennenden Gefühlen!