Die 10 besten Netflix-Serien für die ganze Familie
Damals, in den 1980ern und 1990ern, war der Fernseher so etwas wie das Lagerfeuer für die Familie: Jung und Alt versammelte sich vor dem strahlenden und bunt leuchtenden Wundergerät, um gemeinsam zu lachen und in fremde Welten einzutauchen. Shows wie "Wetten, dass ...?!" oder Serien wie "Ein Engel auf Erden" oder "Die Waltons", ja sogar noch Sitcoms wie "Die Bill Cosby Show" oder "Alle unter einem Dach" richteten sich gezielt an die gesamte Familie: Kein Plot, keine Szene war zu peinlich, um sie mit der anderen Generation genießen zu können.
Das ist heute schwieriger: Kaum eine Serie kommt mehr ohne Sexszenen oder provokative Storylines aus – etwas, was man wirklich nicht gemeinsam mit den Eltern beziehungsweise den Kindern ansehen möchte! Zudem richtet sich das zeitgenössische Entertainment-Programm stärker als früher an genau definierte Zielgruppen, was auch bedeutet: Was mich interessiert, interessiert dich wahrscheinlich eher weniger.
Netflix aber hat sich ein Herz gefasst und sorgt dafür, dass sich Jung und Alt wieder annähern und Generationenkonflikte überwunden werden – und sei es nur, wenn es um den Kampf um die Fernbedienung geht. Denn der Streaming-Gigant bietet zahlreiche Serien an, die für die gesamte Familie geeignet sind. Die den Fernseher wieder zum Lagerfeuer machen.
Die 10 besten familienfreundliche Serien auf Netflix:
Eine Reihe betrüblicher Ereignisse (2017-2019)
In seiner ersten Serien-Hauptrolle nach "How I met your mother" hat es sich Neil Patrick Harris zur Aufgabe gemacht, kleine Kinder zu erschrecken und hinters Licht zu führen: Als Graf Olaf, der auf hinterlistige Weise alles versucht, um an das Erbe der Baudelaire-Waisen Violet, Klaus und Sunny zu kommen, sorgt er für leicht verdaulichen Grusel und jede Menge Geheimnisse, die einen gespannt auf die nächste Episode warten lassen. Der Ton ist düster, aber kindgerecht – und sollte es doch mal zu heftig werden, kann man sich ja immer noch hinter Mama und Papa verstecken.
Visuell ist das eskpaistische Märchen hervorragend und überdreht umgesetzt, Erinnerungen an "Die fabelhafte Welt der Amélie" kommen auf, nur halt mehr im Gothic-Stil. Kurz: Serielle Personifizierung der Angstlust, die süchtig macht.
Du gegen die Wildnis (2019)
Ihr könnt euch wieder mal nicht entscheiden, ob ihr den familiären Abend mit irgendwelchen Spielen oder gemütlich vor dem Fernseher verbringen wollt? Kein Problem – mit "Du gegen die Wildnis" geht beides und Spaß macht es obendrein: Die Survial-Serie mit Bear Grylls entführt die Zuseher*innen an verschiedene, einsame Orte auf der Erde, jedes Mal geht's darum, heil am Ziel anzukommen. Das gelingt Bear, dem Indiana Jones der Neuzeit sozusagen, aber nur mit der Hilfe der Zuseher*innen!
Denn bei "Du gegen die Wildnis" kann man selbst entscheiden, wie die Geschichte weitergeht (so wie in den ober-coolen Spiel-Abenteuer-Büchern). Soll Bear den Weg durch den Dschungel nehmen oder sich doch lieber Richtung Stadt aufmachen? Soll er in der Höhle schlafen oder hoch oben am Baum? Fängt er die Schlange oder ist es besser, ihr aus dem Weg zu gehen? Nicht immer sind die Entscheidungen eindeutig – und manche enden mit einem Game Over! Macht Spaß, lädt zum mehrmaligen Schauen ein und regt die Kommunikation innerhalb der Familie an.
Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands (2019)
Zugegeben: Bevor man sich vom Sog der Fantasy-Serie "Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands" einfangen lässt (und das wird spätestens mit der zweiten Episode geschehen!), sollte man sich vielleicht das Original von Jim Henson ("Der dunkle Kristall") ansehen, damit man sich in dieser fremden, aber umso faszinierenderen Welt auch wirklich auskennt. Der Aufwand, wenn man so will, lohnt sich aber, denn die Serie, die ein Prequel zum wegweisenden Film aus 1982 darstellt, ist ebenso episches Kunststück sowie nostalgische Hymne über die Magie der Kindheit:
Die Handlung setzt viele Jahre vor "Der dunkle Kristall ein": Die Welt von Thra liegt im Sterben, weil der mächtige Kristall der Wahrheit durch die bösen Skekse korrumpiert wurde. Drei Gelflinge decken das grauenhafte Geheimnis hinter der Macht der Skekse auf und begeben sich auf eine legendäre Reise, um das Feuer der Rebellion zu entfachen und ihre Welt zu retten.
Die Optik der Puppen orientiert sich tatsächlich am Mutter-Film, diesmal aber gibt's einige Happen CGI obendrein. Das stört nicht, sondern erzählt die Saga rund um Thra konsequent weiter. Das Setdesign besticht durch liebevolle Details, die Charaktere wachsen einem ans Herz, die Special Effects sind grandios. Die Serie wurde zurecht mit einem Emmy als "Outstanding Children's Program" prämiert.
Fuller House (2016-2020)
Die Fortsetzung der 90er-Kult-Sitcom "Full House" mag zwar keinen Innovationspreis gewinnen, ist aber beste Unterhaltung für die ganze Familie: Nicht nur, dass die Serie die Stimmung des Originals auf ganzer Linie einfängt und somit angenehm altmodisch anmutet, hier wird auch penibel (man könnte auch sagen: peinlich genau) darauf geachtet, dass junge Zuseher*innen nach den knapp 30-minütigen Episoden keinen Schaden davontragen:
Der Humor ist meilenweit oberhalb der Gürtellinie (“Fuller House” ist wohl die einzige Netflix-Serie, in der nackte Haut verpixelt wird) angiesedelt, am Ende jeder Folge gibt es nicht nur ein Happy End, sondern auch die gute alte Moral von der G'schicht und wirklich jedes Problem kann mit einem emotionalen Gespräch und einer innigen Umarmung gelöst werden. Die zahlreichen Meta-Gags auf "Full House" sorgen für Lacher bei den Erwachsenen, die harmlosen, aber durch und durch charmanten Storylines begeistern auch die Jungen.
"Fuller House" ist die vielleicht konservativste Serie, die die TV-Landschaft zu bieten hat – und macht, vielleicht paradoxerweise, genau deshalb Spaß. Peinliche Fernschau-Momente zwischen Eltern und Kindern gibt's hier so gut wie keine, hier können sich alle Generationen der wohligen Lüge hingeben, dass das Leben ein Zuckerschlecken ist und ein Ponyhof noch dazu.
Es war einmal ... das Leben (1986)
Wer sagt, dass Kinder beim Fernsehen nichts lernen? Liebevoll, intelligent, lehrreich, detailgenau und durchaus witzig verbindet diese Zeichentrickserie Unterhaltung mit umfassender und vor allem leicht verständlicher Aufklärung: In der 1986er-Staffel "Es war einmal ... das Leben" erfahren Kinder alles über die Vorgänge im menschlichen Körper. Wie und warum fließt Blut durch unseren Körper? Was ist das Lymphsystem? Wie funktionieren Nervenbahnen? Und was richtet ein Virus mit uns Menschen an? Damit's nicht zu Schul-mäßig wird, bedienen sich die Serien-Erfinder*innen motorrad- oder raumschiffartiger Fahrzeuge sowie lieblichen Figuren.
Sogar Erwachsene können dabei noch so einiges lernen beziehungsweise ihr Wissen auffrischen. Schaut man gemeinsam mit den Kindern, bietet es sich an, danach über die Folge zu sprechen. Netflix ordnet die Serie sogar unter der Rubrik "Bildung" ein – und stellt somit ein für alle mal klar, dass Fernsehen nicht verblödet.
Ebenso ein Anspiel-Tipp ist die Staffel aus aus 1994 "Es war einmal ... Entdecker und Erfinder", in der sich alles um berühmte Genies und unkonventionelle Experimente dreht.
Anne with an E (seit 2017)
1896: Anne Shirley ist ein 13-jähriges Waisenkind, das naiv und temperamentvoll gleichermaßen ist. Ihre Kindheit verbrachte sie in verschiedenen Waisenhäusern, war meist auf sich allein gestellt und lernte deswegen schon sehr früh die harten Seiten des Lebens kennen. Nun landet sie durch ein Missverständnis beim Geschwisterpaar Matthew und Marilla Cuthbert, die eigentlich mit einem Jungen gerechnet hatten, der sie bei der Farmarbeit unterstützen sollte. Anne aber gibt nicht klein bei – und dank ihrer positiven Einstellung, ihrem Intellekt und ihrer Vorstellungskraft schafft sie es, das Leben von Matthew und Marilla nach und nach zu verändern ...
"Anne with an E" gilt derzeit als bester Geheimtipp des roten Streaming-Anbieters. Berührend, aber niemals die Grenze zum Kitsch überschreitend, erzählt die Serie, die auf dem Roman "Anne auf Green Gables" der Kanadierin Lucy Maud Montgomery basiert, von Identität, Vorurteilen, Feminismus, Mobbing, Geschlechtergerechtigkeit und der Macht von grimmig dreinschauenden Augen.
Eine zart-poetische Coming-Of-Age-Story, die im positivsten Sinne aus der Zeit fällt und die auch Erwachsene offener für Themen der Jugend macht.
Alexa und Katie (2018-2020)
Eine der ganz wenigen Teen-Serien, die man sich bedenkenlos auch mit den Eltern beziehungsweise den Kindern reinziehen kann: "Alexa und Katie" handelt von zwei besten Freundinnen, die ihr lang ersehntes erstes Schuljahr auf der Highschool kaum erwarten können. Dass Alexa wegen ihrer Krebserkrankung in Behandlung ist, tut ihrer Lebensfreude und extrovertierten Persönlichkeit vor allem dank der Unterstützung ihrer treuen, überdrehten und albernen Freundin Katie keinen Abbruch. In einem Alter, in dem Dazugehören das Wichtigste zu sein scheint, fühlen sich die beiden jedoch manchmal wie Außenseiterinnen ...
Trotz des ernsten Themas umgibt "Alexa und Katie" eine positive und hoffnungsvolle Aura, die betont ihren Fokus auf das Positive im Leben richtet, ohne dabei weltfremd oder respektlos zu werden. Die unzerstörbare Freundschaft der Mädchen ist ein tolles Vorbild für den Zusammenhalt zweier starker (junger) Frauen, die problemlos als Role Models für junge Zuseher*innen durchgehen.
Female Empowerment gibt es auch auf der Erwachsenen-Seite: Alexas entschlossene und fürsorgliche Mutter gibt keine andere als das ehemalige "Beverly Hills, 90210"-Biest Tiffani Thiessen.
Julie and the Phantoms (seit 2020)
High-School-Schülerin Julie war begeisterte und talentierte Musikerin – bis zum Tag, als ihre Mutter unerwartet starb. Als die Geister von drei gut aussehenden jungen Musikern, die allesamt 1995 ums Leben kamen, im alten Musikstudio ihrer Mutter plötzlich vor Julie stehen, kehrt ihre Leidenschaft und Inspiration zurück. Schnell entsteht eine dicke Freundschaft zwischen ihnen und sie gründen die Band "Julie und die Phantome". Doch die Jungs haben noch mehr auf der Erde zu erledigen, bevor sie ins Totenreich zurückkehren ...
Der Plot klingt crazy, funktioniert aber erstaunlicherweise: "Julie and the Phantoms" lässt das Teen-Musical-Genre wieder zum Leben erwachen (buchstäblich!) und erinnert da und dort an "High School Musical", nur mit einem übernatürlichen Touch.
Das mag vielleicht nicht intellektuell stimulierend sein, ergibt aber eine mitreißende Geschichte, die sowohl Mädchen, als auch Jungs anspricht – und den einen oder anderen Erwachsenen. Nicht zuletzt aufgrund der ins Ohr gehenden Songs macht die Serie Spaß und erinnert an eine Zeit, in der Jugendliche im TV einfach nur glücklich sein durften. Zurücklehnen und zusammen mitträllern!
Raising Dion (seit 2019)
Die Superheld*innen-Serie für die ganze Familie erzählt die Geschichte von Nicole, die nach dem Tod ihres Mannes Mark ihren Sohn Dion allein großziehen muss. Als wäre das nicht schon herausfordernd genug, entwickelt Dion plötzlich mysteriöse übernatürliche Fähigkeiten. Nicole muss nun die Fähigkeiten ihres Sohnes geheim halten, um ihn vor dem Missbrauch durch Fremde zu schützen, und gleichzeitig herausfinden, woher diese mysteriösen Kräfte eigentlich kommen. Unterstützung erhält sie dabei von Pat, dem besten Freund ihres Mannes.
Rassismus, Mobbing, Vertrauen, Eltern-Kind-Beziehung: "Raising Dion" nimmt sich viel vor, überfordert sich dabei aber (meist) nicht. Die Story rund um den kindlichen Superhelden Dion ist spannend und fesselt Jung und Alt, ist aber nicht zu komplex, um Kinder außen vor zu lassen.
Apropos: Die Serie ist ab 12 Jahren geeignet, Kleinere könnten von der teils düsteren Stimmung und den erwachsenen Themen abgeschreckt werden. Zudem besticht die Serie durch enorme visuelle Schauwerte, die einmal mehr unsere Fantasie tanzen lassen.
Einfach unheimlich (seit 2017)
Auch diese Serie ist eher für ältere Kinder gedacht, handelt es sich doch um eine Horror-Anthologie-Serie: Im Fokus steht ein junger Bub mit Maske, der nur "der Wunderling" genannt wird. Dieser sammelt Geschichten über dunkle Magie, jenseitige Begegnungen und verrückte Technologien. Gewalt wendet er niemals an, vielmehr ist er stiller (aber trotzdem unheimlicher) Beobachter.
"Einfach unheimlich" ist so etwas wie die Kids-Version von "American Horror Story" und "Black Mirror": Die Protagonist*innen der einzelnen Geschichten sind zwischen 10 und 13 Jahren alt, es geht um den Umgang mit Technik und sozialen Medien sowie die Beziehung zu Eltern und Freunden. Eine Moral darf dabei nicht fehlen, die aber Gott sei Dank nicht zu aufdringlich transportiert wird.
Die tiefgreifenden Handlungen lassen einen so schnell nicht mehr los, Eltern und Kinder werden noch lange nach dem Ausschalten des Fernsehens darüber reden. Und genau so soll es sein! Kleiner Tipp: Beim Schauen das Licht anlassen!