Zum 100. Geburtstag von Marlon Brando: Seine 8 besten Filme
Wer Method Acting sagt, kommt nicht an ihm vorbei: Er hat dieser Art der Darstellung erst so richtig vor den Filmkameras zur Geltung gebracht und unzählige Nachfolger:innen dadurch geprägt. Die Rede ist natürlich von dem Jahrhundertgenie Marlon Brando – und dieser Begriff ist wörtlich zu verstehen, denn am 3. April 2024 wäre der besondere Mann 100 Jahre alt geworden. Acht Mal war er für einen Oscar nominiert und zwei Goldjungen erhielt er dann 1955 und 1973 tatsächlich als Bester Hauptdarsteller zugesprochen.
Wir wollen das heutige Jubiläum gebührend feiern und einen Blick auf die lange Karriere des Ausnahmekünstlers werfen, indem wir acht seiner besten oder ungewöhnlichsten Werke hervorheben. Alle davon werdet ihr euch an einem Tag wohl kaum hintereinander anschauen können, doch zumindest zwei oder drei sollten sich für einen geburtstäglichen Film-Marathon ausgehen.
Endstation Sehnsucht (1951)
Dieses Werk nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Tennessee Williams gilt als eine der besten Literaturverfilmungen aller Zeiten und machte den Hauptdarsteller zum Star. Die kultivierte Südstaaten-Prinzessin Vivian Leigh tritt als psychisch labile Lehrerin gegen ihren derb-brutalen Film-Schwager Brando an.
Niemals zuvor hatte man bis dahin einen derartigen Antihelden als Leinwandfigur zu sehen bekommen und Brando konnte die Kunst des Method Acting unter Regisseur Elia Kazan auf die Spitze treiben. Immerhin hatte er diese Rolle bereits als Bühnendarsteller in der Broadway-Inszenierung perfektioniert. Er erhielt verdientermaßen seine eine Oscar-Nominierung, doch ging zunächst noch leer aus.
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Der Wilde (1953)
Halbstarker, Hells Angel, Rocker, Wilder auf der Maschine – das sind alles Begriffe, die "brave Bürger" in Furcht und Schrecken versetzen konnten. Und einen ebensolchen Bürgerschreck verkörpert Brando in diesem Drama: Er wirft sich in Lederjacke und fällt als Anführer einer Motorradgang in eine kalifornische Kleinstadt ein. Doch dann erliegt er dem Charme Kathies (Mary Murphy), einem "Good Girl", dessen Vater Polizist (Robert Keith) ist.
All die hochkochenden Gefühle explodieren in einem sagenhaften Finale. Welchen Einfluss das Halbstarken-Image auf ängstliche Gemüter ausübte, erkennt man an dem kuriosen Umstand, dass der Film bis 1968 in Großbritannien nicht öffentlich aufgeführt werden durfte.
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Die Faust im Nacken (1954)
Ein Hafenarbeiter gerät in die Mühlen einer von Gangstern unterwanderten Gewerkschaft. Entgegen dem allgemein verbreiteten Code des Stillschweigens entscheidet er sich für Zivilcourage. Für diese Rolle frischte Brando unter anderem seine Boxkenntnisse wieder auf und brachte - erneut unter der Regie von Elia Kazan - einen seiner eindrücklichsten Auftritte zustande. Das wurde auch umgehend mit einem Oscar belohnt.
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Die Gräfin von Hongkong (1967)
Vielen von euch ist wahrscheinlich nicht bewusst, dass Brando sogar mit Charlie Chaplin zusammengearbeitet hat, als dieser in höheren Jahren selber Regie führte – es war zugleich dessen erster Farbfilm. Für beide Seiten scheint es allerdings keine allzu erfreuliche Erfahrung gewesen sein, aber trotzdem darf dieser Film wegen der ungewöhnlichen Konstellation nicht in dieser Liste fehlen.
Da Brando Raum zum Improvisieren brauchte, Chaplin aber genau Vorgaben hatte, konnte er seine eigentliche Kraft diesmal nicht entfalten und lieferte nach Meinung der Kritiker:innen eine seiner schwächsten Auftritte ab. Er spielt einen US-Botschafter, in dessen Schiffskabine eine russische Gräfin in Gestalt von Sophia Loren Unterschlupf findet. Chaplin selbst war übrigens in einer kleinen Nebenrolle als Schiffssteward ebenfalls zu sehen.
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Der Pate (1971/72)
Wer sich mit ausgestopften Wangen und nuschelnder Sprechweise einen Oscar erspielt, muss tatsächlich ein großer Künstler sein. Don Corleone ist zweifellos Brandos ikonischste Rolle, denn wer an ihn denkt, hat unweigerlich sofort das Bild des Smokingträgers mit Katze im Arm vor Augen. Er ist als Mafiaboss so stilprägend, dass sich garantiert viele echte Mafiosi an ihm ein Beispiel genommen haben – auch wenn sie seine Klasse natürlich nie erreichen konnten.
Nicht nur der Maskenbildner lieferte hier somit eine Glanzleistung ab, indem er den damals gerade mal 46jährigen in einen 65jährigen Senior verwandelte. Man kann Francis Ford Coppola gar nicht genug danken, dass er starrköpfig an seinen Besetzungsplänen festhielt und Brando gegen den Willen der Paramount-Studiobosse engagierte.
Bei der Oscar-Verleihung im März 1973 kam es allerdings zum Eklat, denn Brando nahm den Preis nicht an und erschien auch nicht bei der Gala, sondern schickte stattdessen die Aktivistin und Schauspielerin Sacheen Littlefeather als Rednerin, die auf unterdrückte Bürgerrechte der amerikanischen Ureinwohner:innen aufmerksam machen sollte.
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Der letzte Tango in Paris (1972)
Brando hatte immer viel Sexappeal und galt vor allem in den 50er-Jahren als absoluter Frauen- und zweifellos auch Männerschwarm. Doch in einem explizit erotischen Film wirkte er erst in den frühen 70er-Jahren unter Bernardo Bertoluccis Regie mit. Als vom Leben enttäuschter vereinsamter Witwer geht seine Figur mit der von Maria Schneider gespielten Studentin eine obsessive sexuelle Beziehung ein.
Bertolucci setzte voll auf die Stärken seines Hauptdarstellers und ließ ihm ausreichende Möglichkeiten für Improvisationen, wodurch dieses Werk sehr viel von Brandos innerstem Wesen offenbarte und etliche intime Momente enthält, die nicht unbedingt mit körperlicher Intimität zusammenfallen. "Der letzte Tango in Paris" wurde damals in manchen Kreisen zum Skandalfilm hochstilisiert, ist aber eigentlich das vielschichtige Porträt eines zerrissenen Charakters auf der Suche nach Erlösung von Trauer, Schmerz und Wut.
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Duell am Missouri (1976)
Er hat bereits früher ausreichend Western-Erfahrung gesammelt und sogar selber einen mit dem Titel "Der Besessene" inszeniert, doch in diesem Film wird es wirklich exzentrisch, denn Brando tritt an der Seite von Jack Nicholson als eigenwilliger Killer einmal sogar in Frauenkleidern auf, weil er eine Bande von Pferdedieben in diversen Verkleidungen zur Strecke bringen will.
Regisseur Arthur Penn dürfte die Arbeit aber nicht wirklich genossen haben, denn Brando trieb ihn in Verzweiflung, indem er seine Rolle plötzlich mit irischem Akzent sprach und immer wieder kleine Gags einbaute, die nicht im Drehbuch vorgesehen waren. Gerade das verleiht diesem seltsamen Werk aber auch einen eigenen Reiz und man sollte sich den Film keinesfalls entgehen lassen.
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Apocalypse Now (1979)
Ab in den Dschungel! Dort hat sich ein völlig durchgedrehter US-Colonel sein eigenes "Reich" aufgebaut. Die Rede ist von Francis Ford Coppolas Mammutwerk "Apocalypse Now", wo ein kahlrasierter und bereits schwergewichtiger Brando den Ton angibt. In dieser Literaturverfilmung des Romans "Das Herz der Dunkelheit" von Joseph Conrad, der bereits 1902 erschienen ist, spielt der Star seine letzte wirklich denkwürdige und originelle Rolle. Daher findet das Werk in unserem Listicle einen verdienten Platz am Ende.
Leider erlebte die Zusammenarbeit zwischen Coppola und Brando noch eine unschöne Fortsetzung vor Gericht, da sich der Star eine Gewinnbeteiligung an den Einnahmen ausgehandelt hatte und glaubte, der Regisseur habe ihn betrogen: 1984 wurde die Klage zu seinen Gunsten entschieden.
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