Die 9 besten queeren Filme & Serien auf Disney+
Mauskonzern Disney mag für familienfreundliche, zuckersüße Unterhaltung und märchenhaftem Eskapismus bekannt sein, aber nicht zwingend für Progressivität – zumindest nicht, was LGBTIQ-Belange angeht. Vor allem in den letzten Monaten geriet Disney unter Kritik, als das Animationsstudio Pixar (das ja zum Disney-Konzern gehört) schwere Vorwürfe gegen seinen Arbeitgeber erhob: Seitens der Chefetage würde es immer wieder zu Aufforderungen kommen, queere Szenen oder Storylines aus den Animationsfilmen herauszuschneiden, sprich: zu zensurieren.
Vielleicht stellt Disney auch deshalb auf der hauseigenen Streaming-Plattform Disney+ eine eigene "Pride Month"-Sammlung zur Verfügung, also: Queere Geschichten auf einen Blick. Man weiß es nicht, man will ja auch niemanden etwas unterstellen. Praktisch ist's aber allemal, denn so muss man nicht lange nach Storys suchen, die einem die Welt und deren Konstruktionen auch mal aus einem anderen Blickwinkel zeigen.
Einem Blickwinkel, der sich schlussendlich als gar nicht so anders herausstellt. Weil wir uns ja doch alle nach demselben sehnen: Lieben und geliebt zu werden. Und sichtbar zu sein. Denn Sichtbarkeit kann Menschenleben retten. Und auch Geschichten können manchmal Menschenleben retten.
Weil die "Pride Month"-Sammlung nach dem Juni wieder weg sein wird, haben wir euch die Highlights daraus zusammengefasst – denn Weltoffenheit und Identitätsfragen sind schließlich zeitlos.
Die 9 besten queeren Filme und Serien auf Disney+:
Love, Victor (2020-2022)
Victor ist frisch umgezogen, muss die üblichen Herausforderungen der High School durchstehen und hat im Elternhaus Probleme. Daneben ist er sich seiner sexuellen Orientierung noch nicht ganz sicher – oder ist er vielleicht nur noch nicht bereit, sie sich einzugestehen?
"Love, Victor" ist das zuckersüße Serien-Spin-Off der queeren Rom-Com "Love, Simon" und genauso wie das Original eine herzerwärmende Ode an die Menschlichkeit in all ihren Farbpaletten. Hier schlägt das Herz am rechten Fleck. Die dritte und finale Season startet am 15. Juni. Taschentücher bereithalten!
Crush (seit 2022)
Teenagerin Paige ("Love, Victor"-Star Rowan Blanchard) ist im letzten Jahr der Highschool angekommen – und sie hat viel vor. Sie möchte ihr Talent als Künstlerin weiter ausbauen und sich nebenher auch für die besten Colleges bewerben. Als sie sich – nicht ganz freiwillig – dem Leichtathletik-Team ihrer Schule anschließt, nutzt sie das zumindest, um ihren langjährigen Schwarm Gabriella näher zu kommen. Denn Gabriella, das weiß sie schon seit Ewigkeiten, ist die Frau ihres Lebens!
So richtig kompliziert und turbulent wird es aber, als die unscheinbare AJ in Gabriellas Leben tritt und diese sich plötzlich fragen muss, was wahre Liebe tatsächlich bedeutet ... Im märchenhaften Rom-Com-Stil von "Love, Victor".
OUT (2020)
Dieser 13-minütige Kurzfilm lässt dich wieder an die Menschlichkeit glauben und beweist einmal mehr, dass das Argument "Homosexualität ist kein Thema, das man Kinder zumuten kann!" schlicht und einfach Blödsinn ist.
Auf herzerwärmende und durch und durch kinderfreundliche Art wird in diesem bunten (und Disneys allerersten queeren!) Animationsfilm die Geschichte von Greg erzählt, der auf den ersten Blick ein ganz normales Leben führt. Aber Greg hat ein Geheimnis, das ihn belastet. Doch mithilfe seines frechen Hundes und etwas Magie lernt er bald: Es ist mehr als okay so, wie er ist!
Ein verstecktes Juwel auf Disney+, das es unbedingt zu entdecken gilt. Fühlt sich wie eine wohlige Umarmung an.
Kleine(r) Prinz(essin) (2021)
Im Rahmen von "Disney Launchpad", einer Sammlung von Kurzfilmen von unbekannten und unterrepräsentierten RegisseurInnen, gibt es einen weiteren versteckten queeren Schatz zu entdecken, der uns allen deutlich macht, dass Homosexualität nicht vorrangig damit zu tun hat, mit wem man ins Bett steigt, sondern wen man ins Herz schließt. Und wie schädlich veraltete Rollenbilder für Menschen sein können, die sich nichts anderes wünschen, als einfach sie selbst zu sein.
Es geht um den siebenjährigen Gabriel, der Ballett über alles liebt. Aufgrund seines weiblichen Verhaltens ist er ein Außenseiter und stößt auch bei seinem Vater auf Unverständnis. Als er den etwas älteren Rob kennenlernt und sich zwischen den Buben eine enge Freundschaft entwickelt, ist es eben dieser Vater, der sich mit großem Unverständnis einmischt ...
The Favourite: Intrigen und Irrsinn (2018)
Von unbekannten Kurzfilmen zum oscarprämierten Kinohit: Olivia Colman räumte für ihre Rolle als gebrechliche Königin Anne, die gleich von zwei Frauen umworben wird, endlich ihren wohlverdienten Academy Award ab. Neben dem rasanten Wortwitz, den feministischen Unterstönen und dem bitterbösen Ton ist es vor allem das Frauentrio, das diese queere Historien-Dramedy sehenswert macht: Neben Colman spielen sich Rachel Weisz und Emma Stone die Seele aus dem perfekt kostümierten Leib.
Das Groteske, Überzogene und Dekadente wird hier zum überbordendenen Lustprinzip, ohne aber ins Lächerliche abzudriften.
Die ahnungslosen Engel (2022)
Als Massimo, Antonias Ehemann, bei einem Unfall ums Leben kommt, erfährt sie, dass ihr Mann eine Affäre mit einem jungen Mann, Michele, hatte. Von dieser Nachricht erschüttert, beginnt Antonia, das geheime Leben ihres Mannes zu erforschen und schließt eine unerwartete Freundschaft mit Michele und seinem Kreis exzentrischer Freunde, die für ihren Mann fast eine zweite Familie waren. Dank ihnen kann sie ihre Sichtweise auf das Leben ändern, aber wird sie auch wieder lieben lernen können?
Sehr langsam erzählt und manchmal hart an der Grenze zum Kitsch, aber auf jeden Fall sehr emotional und aufwühlend.
The Rocky Horror Picture Show (1975)
Fetzig, frech, erotisch, schrill, mitreißend und durch und durch skurril: "The Rocky Horror Picture Show" ist aus der Film- und Musical-Geschichte nicht mehr wegzudenken, der sexbesessene Transvestit Dr. Frank ’n’ Furter ist Teil der Pop-Kultur geworden. Dessen schräge Welt ist ein Mix aus Glamrock, New Burlesque, Drag Show und B-Movie-Trash, der auf ganzer Linie unterhält, aber auch aufrüttelt:
Denn trotz des Titels steht weniger der Grusel als viel mehr das Bedürfnis nach Freiheit, Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Non-Konformität im Mittelpunkt, aber auch der Verlust der Unschuld sowie die Anziehungskraft alles Verwerflichen. Kurz: Die wohl schrägste Psycho-Therapie, die es je gab!
Boy's Don't Cry (1999)
Dieses auf wahren Begebenheiten beruhende Drama erzählt vom jungen Transmann Brandon Teena (Hilary Swank), der in einem proletarischen sozialen Umfeld versucht, er selbst zu sein – und dafür mit seinem Leben bezahlen muss.
"Boys don't cry" ist sensibel sowie aufrüttelnd zugleich und überzeugt mit einer dichten Dramaturgie, erdigen Bildern und brillanten Darsteller*innen. Allen voran Hilary Swank, die Brandon nicht nur spielt, sie wird zu ihm, mit dem nötigen Mix aus schauspielerischer Wucht und angebrachter Zurückhaltung. Swank wurde dafür unter anderem mit einem Oscar in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" geehrt.
PRIDE (2021)
Diese sechsteilige Doku-Serie zeichnet die gesellschaftliche Entwicklung der queeren Community in den USA und deren Rechte von den konservativen 1950ern bis in die Nullerjahre nach: Was hat sich verändert, woran muss immer noch gearbeitet werden? Was bedeutete Sichtbarkeit damals, was heute?
Anhand von Interviews und Footage-Material ist man als ZuschauerIn ganz nah am Geschehen dran und beginnt im besten Falle, darüber nachzudenken, ob man selbst Teil der Lösung oder des Problems ist.