"Black Mirror": Das sind die besten Episoden der Kultserie
Bald wird die Zukunft wieder zur Gegenwart – zumindest auf Netflix (wo sonst?!): Am 15. Juni startet die lang erwartete (und eigentlich recht überraschend daherkommende) sechste Staffel der britischen Kult-Sci-Fi-Serie "Black Mirror".
Zur Erinnerung, ist ja doch schon ein Weilchen her: "Black Mirror" von Charlie Brooker ist eine hochgelobte Anthologie-Serie. Jede Episode erzählt eine abgeschlossene Geschichte, die eine glaubhafte und genau deshalb furchterregend-dystopische Zukunfts-Version entwirft, in der wir Menschen süchtig nach Technik sind, die uns aber vollkommen in der Hand hat.
Vor allem aber geht es darum, was passiert, wenn hochmoderne Erfindungen auf düstere menschliche Instinkte treffen. Das ist nicht nur eine zutiefst zynische Ode an unsere Gesellschaft, sondern auch wunderbar bizarr-kreativ und visuell wunderschön umgesetzt.
Zur Einstimmung auf die neuen Folgen (unter anderem mit Salma Hayek, Aaron Paul, Kate Mara und Josh Hartnett) präsentieren wir euch hier die besten sechs Folgen der bisherigen Staffeln von "Black Mirror" (in unbestimmter Reihenfolge, denn das war dann doch zu hart!):
Wiedergänger (2x01)
Technik und das Sci-Fi-Genre im Allgemeinen sind kühl, gefühlsarm und spröde? Dass dem nicht so ist, beweist die erste Folge der zweiten Staffel, die sich visionär mit dem gerade hochbrisanten Thema KI auseinandersetzt:
Martha (Haley Atwell) hat mit dem Verlust ihres langjährigen Partners Ash (Domhnall Gleeson) zu kämpfen, der eines Tages bei einem Autounfall stirbt. Dank einer App bekommt sie allerdings noch eine Chance: Ash steht in Form einer KI (und eines Androiden-Körpers) von den Toten auf. Immer mehr wird der künstliche Ash zum Mittelpunkt von Marthas Leben – bis sie erkennen muss, dass eine Kopie niemals das Original sein kann.
"Wiedergänger" hinterlässt den/die Zuschauer:in mit dem Gefühl, das Herz mit bloßen Händen herausgerissen bekommen zu haben. Die Story setzt bei unseren Urängsten und Ur-Wünschen an und behandelt auf tieftraurige Weise die Frage, wie man mit Trauer umgeht und ob es hier ein Richtig oder Falsch gibt. Taschentücher bereithalten!
Abgestürzt (3x01)
Die Vorstellung, wie unsere Gegenwart sein würde, wenn Social Media-Regeln auch die analoge Welt beherrschen würden, wird in "Abgestürzt" herrlich satirisch, in Bonbonfarben gekleidet und mit einer grandiosen Bryce Dallas Howard als Hauptdarstellerin gezeigt:
Ganz wie auf Instagram, Tinder und Co. werden in der Welt von Lacie (Dallas Howard) die Menschen nach Sozialpunkten bewertet. Je mehr Sozialpunkte du sammelst (durch Charisma, Perfektion, Erfolg), desto besser geht's dir im Leben – und zwar buchstäblich: denn nur mit einer gewissen Punktezahl hat man auch Zugang zu speziellen Serviceleistungen. Also setzt Lacie alles daran, um mindestens auf eine 4,5 (momentan ist sie eine 4,2) zu kommen – und fällt dabei gehörig auf die Nase ...
"Abgestürzt" hält unserer alltäglichen Oberflächlichkeit einen bissigen, aber höchst unterhaltsamen Spiegel vor und regt zur Selbstreflektion an, ohne aber in eine verbitterte Stimmung abzudriften.
Das transparente Ich (1x03)
Moderne Technik beeinflusst nicht nur unsere Produktivität in der Arbeit, sondern auch unser Gefühlsleben und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Den Wunsch, Erinnerungen oder Vergangenes auf Knopfdruck nicht nur abspielen, sondern dem Gegenüber auch vorführen zu können, kennt wohl jede:r, der/die schon mal in einem "Du hast das ganz anders gesagt!"-Streit gesteckt hat.
Dass solch intime Technologie aber auch zum dystopischen Alptraum und zur großen Gefahr für das Seelenheil werden kann, beschreibt Jesse Armstrong ("Succession") in "Das transparente Ich" punktgenau und erschreckend realitätsnah. Darum geht's: Anwalt Liam (Toby Kebbell) ist fest davon überzeugt, dass seine Frau Ffion (Jodie Whittaker) ihn betrügt. Aber wie soll er das beweisen? Ganz einfach: Indem er auf Mikrochips zurückgreift, die in naher Zukunft allen Menschen eingepflanzt sind. Diese zeichnen alles auf, was man je gesehen und gehört hat. Liam wird davon besessener ... Emotional tiefschürfend und eine düstere Allegorie auf Eifersucht und Obsession.
USS Callister (4x01)
"Black Mirror" kann auch eine wunderbar ironische Parodie auf Popkultur sein. Während die Serie mit der Miley-Cyrus-Folge "Rachel, Jack und Ashley Too" (5x03) gehörig ins Klo griff, ist ihr das mit "USS Callister", der Auftaktepisode der vierten Staffel, umso besser gelungen.
Hier wird nicht nur "Star Trek", sondern auch toxische Männlichkeit und realitätsferne Fankultur aufs Korn genommen, ohne dabei aber lächerlich zu wirken: Denn zwischen all dem kunterbunten Spaß und Trekkie-Referenzen findet sich man sich schnell im dunklen Abgrund einer menschlichen Seele wieder, die für Macht Grenzen überschreitet – und somit erschreckend an #metoo erinnert.
Es geht um Robert (Jesse Plemons), der zwar als Programmierer einen hervorragenden Job macht, dessen Privatleben aber nicht wirklich von Erfolg gekrönt ist. Zum Glück gibt es virtuelle Welten, in denen er Gott (oder eher: Chef einer Raumfahrt-Truppe) spielen kann. Bis auch dort irgendwann die Realität Einzug hält ... Humorvoll und traurig zugleich.
San Junipero (3x04)
Yorkie (Mackenzie Davis) und Kelly (Gugu Mbatha-Raw) haben sich im titelgebenden Ferienort in den 80er-Jahren gesucht und gefunden – und das, obwohl sie grundverschiedener nicht sein könnten: Kelly liebt Partys und ist selbstbewusst, während Yorkie introvertiert und unsicher ist. Doch nichts ist so, wie es scheint: denn San Junipero ist eine virtuelle Welt, Yorkie in Wirklichkeit eine gelähmte Frau und Kelly eine alte Witwe. Werden sie wenigstens im Tod zusammen sein können?
Die Suche nach dem wahren Ich, die Frage nach einem Leben nach dem Tod und das Spiel mit Identitäten wurde mehrfach preisgekrönt (unter anderem mit einem BAFTA und einem Emmy) und zählt unter KritikerInnen als beste Folge von "Black Mirror". Anders als die meisten anderen Episoden wird "San Junipero" von einer positiv-hoffnungsvollen Grundstimmung beherrscht, die die Kunst der Überwältigung und den intensiven Rausch der großen Liebe zur Kunstform erhebt.
Die Folge ist aber auch melancholisch und scheut nicht davor zurück, aufrichtige Emotionen auf die Zuschauer:innen loszulassen. Tut weh, aber irgendwie auf die richtige Art.
Hang the DJ (4x04)
Zugegeben, "Hang the DJ" erinnert etwas an "Abgestürzt": Auch hier wird uns eine Welt präsentiert, die von Perfektion beherrscht wird und einer Technologie, die stets auf das Bestmögliche aus ist, auch wenn so manche Emotionen darunter leiden müssen. Waren es früher die Eltern, die den/die Partner:in für einen bestimmt haben, ist es nun ein schlauer (?) Algorithmus, der an Werbungen von Online-Dating-Profilen erinnert:
Das perfekte Gegenüber wird einem buchstäblich vor die Nase gesetzt, jedoch bestimmt das Computersystem auch, wann und wo man sich mit dem/der Partner:in trifft, was man tut, was man isst – und wie lange die Beziehung dauert. Für Frank (Joe Cole) und Amy (Georgina Campbell) bedeutet das: Sie haben nur zwölf Stunden Zeit mit- und füreinander, obwohl sie eigentlich von so viel mehr träumen. Also versuchen sie, sich gegen den Algorithmus aufzulehnen – was gefährliche Folgen hat ...
Spitzen Satire, die einem mit ungeahnter emotionaler Komplexität die Ambivalenz von Online-Dating (und erneut KI) vor Augen führt.
Wo kann man "Black Mirror" streamen?
Alle Staffeln von "Black Mirror" sind auf Netflix zu sehen.