Jahresrückblick: Die 10 besten Filme auf Disney+ 2021
Streaminganbieter waren und sind während der Pandemie die großen Gewinner – und am Einser-Stockerl konnte sich 2021 Disney+ platzieren: Dank der durchaus sehr kontrovers aufgenommenen Strategie (mit Scarlett Johansson als berühmteste Gegnerin), Kinofilme aus dem eigenen Haus gleichzeitig gegen Aufpreis auch als VoD anzubieten, hatte Disney+ heuer die mit Abstand besten, fulminantesten und erfolgreichsten Streifen zu bieten. Andere Blockbuster wiederum waren nach nur kurzer Auswertungszeit im Kino bereits als VoD auf Disney+ abrufbar.
Der Mauskonzern hat dieses Jahr eindrucksvoll bewiesen, wie sehr mittlerweile die Grenzen zwischen Kino und Streaming verwischen und dass in der Filmlandschaft schon sehr bald nichts mehr so sein wird, wie es mal war. Während die Kinos also von einem Lockdown-Tiefschlaf in den nächsten taumeln, lacht sich Disney+ freudig ins Fäustchen.
Die 10 besten Filme auf Disney Plus aus 2021:
"Black Widow"
Dank zahlreichen Corona-bedingten Verschiebungen hat's (zu) lang gedauert, aber 2021 war's dann endlich soweit: Marvel-Fan-Favourite Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) bekam endlich ihr erstes Solo-Abenteuer spendiert – und das nach ihrem tragischen Ende in "Avengers: Endgame"!
Weil der Film aber zeitlich nach "The First Avenger: Civil War" einzuordnen ist, klappt's dann auch wieder mit der Auferstehung, und wir erleben einen sehr brutalen, sehr düsteren, sehr perfiden und sehr actionkrachenden, aber auf wundersame Weise auch sehr einfühlsamen, humorigen und vielschichtigen Trip in Natashas Vergangenheit.
Ein Adrenalin-Action-Thriller im Stil der "Bourne"-Reihe, der geerdeter als die anderen Marvel-Filme daherkommt und die Thematik der dysfunktionalen Familie auf eine neue Ebene hebt. Nicht rundum, aber sehr gelungen.
"Cruella"
Weil wir heutzutage faszinierter denn je sind von sowohl menschlichen Abgründen als auch Origin-Storys, widmete der Mauskonzern seiner legendär exzentrischen Bösewichtin Cruella de Vil 2021 einen eigenen Film, machte sie kurzerhand zur etwas durchgeknallten Anti-Heldin und bastelte daraus eine stylish-hypervisuelle sowie emotional nuancierte Krimi-Komödie mit starken Anleihen an "Der Teufel trägt Prada". Weil die wahre Hölle eben doch das Fashion-Biz ist.
"Cruella" ist nicht zuletzt dank der hervorragenden Emma Stone der wahrscheinlich ungewöhnlichste, weil düsterste, bissigste, aufmüpfigste und vor allem moralisch diskutabelster Film, den Disney je kreiert hat. Bravo für den Mut zum Kontrollverlust!
"Jungle Cruise"
Basierend auf einer Disneyworld-Attraktion, im Fahrwasser von aberwitzigen Family-Abenteuergeschichten á la "Fluch der Karibik", "Indiana Jones" und "Jumanji" schwimmend sowie von zwei Hollywood-HochkaräterInnen (Dwayne The Rock Johnson und Emily Blunt) getragen erzählt "Jungle Cruise" die Geschichte von zwei gegensätzlichen AbenteuerInnen, die sich durch den Dschungel schlagen, um einen magischen Baum zu finden.
Dafür müssen sie natürlich allerlei Hindernisse wie freche SchurkInnen und böse Flüche überwinden, aber zahlreiche coole Sprüche, ein lässiger Soundtrack, zufriedenstellende CGI-Technik und eine angenehm dosierte Spannung lassen die HeldInnen über sich hinauswachsen. Kein Werk für die Ewigkeit, aber ein durchaus gutes für den Moment.
"Luca"
Die Welt bereisen war auch heuer aus bekannten Umständen nicht die beste Idee, also blieben wir lieber zuhause und redeten uns ein, dass es in den eigenen vier Wänden doch genauso schön ist. Disney hat unser (Fern-)Wehleiden aber erspürt und unternahm mit uns mit dem Feelgood-Sommer-Abenteuer "Luca" eine kunterbunte und warmherzige Reise nach Bella Italia und brachte uns nebenher ganz spielerisch auch noch einiges über Toleranz und Freundschaft bei, ohne dabei zu sehr die Moralkeule zu schwingen.
"Luca" atmet italienische Atmosphäre bis in den kleinsten Szenenwinkel und hat uns in Pandemie-Zeiten daran erinnert, dass das vita auch dolce sein kann. Preisgekrönt!
"Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings"
Der insgesamt 25. MCU-Film ist der erste, der seine Wurzeln im asiatischen Kampfkunst-Kino hat, womit Marvel wohl auch ein Stück vom Erfolgskuchen des popkulturellen Südkorea-Trends für sich beanspruchen wollte. "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" macht deutlich, dass sich die vierte Phase des MCU in eine andere, kreativ austobendere Richtung als bisher bewegt, was zwar nicht gleichbedeutend mit Qualität stehen muss, wenigstens aber auch keinen Stillstand bedeutet.
Der Fantasy-Action-Furiosi punktet mit einem hochwertigen CGI-Gewitter, einem rasanten Tempo und interessanten Figuren, die Potenzial für weitere Geschichten bieten. Nicht der ganz große Kracher wie erhofft, aber trotzdem ein wilder, verspielter Ritt, der mutig ausgetretene Pfade verlässt.
"Free Guy"
"Die Truman Show" für die Gamer-Generation – mit einem Hauptdarsteller, der sich einmal mehr so sehr die Seele aus dem Leib spielt, dass eben diese problemlos von der ersten Minute an in den Körper des Publikums einfährt (oder so):
Ryan Reynolds ist Guy, der ein tolles, wenn auch sehr vorhersehbares Leben führt. Was er nicht weiß: In Wirklichkeit ist er eine unbedeutende Nebenfigur in einem Online-Rollenspiel. Bis dort irgendetwas mit den Daten gehörig schiefgeht und er plötzlich ein Bewusstsein seiner Selbst entwickelt – und beginnt, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Was natürlich seine gesamte (fiktive) Welt ins Wanken bringt ...
Zum Brüllen komische Allegorie der allzu oft verschwimmenden Mediengrenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit und ein wahnwitziges Plädoyer dafür, den eigenen Weg zu gehen und die Kontrolle übers eigene Leben zu übernehmen. Ironischerweise macht gerade dieser unendliche Mut zum spitzzüngigen Kontrollverlust "Free Guy" zur besten Comedy des Jahres.
"Ron läuft schief"
Wir befinden uns in einer fernen Zukunft, in der es keine Handys, dafür Roboter gibt, die Smartphone und FreundIn gleichzeitig sind. Jedes Kind hat so einen Roboter – nur der 11-jährige Barney nicht. Sein Vater kann sich solch einen kostspieligen Firlefanz einfach nicht leisten. Als sich dieser dann doch erweichen lässt, schenkt er Barney einen Roboter namens "Ron", der aber über zahlreiche Fehlfunktionen verfügt und herrlich "schief läuft" ...
Der warmherzige und sehr witzige Animations-Film ist eine Disney-gerechte Sozialkritik an unsere Social Media-Abhängigkeit, kuschelig eingewickelt in einer einfühlsamen Parabel über wahre Freundschaft.
"The Last Duel"
Nach wahren Begebenheiten: Wir befinden uns in Frankreich des 14. Jahrhunderts, im Fokus steht das historisch letzte gerichtlich angeordnete Duell zwischen Jean de Carrouges (Matt Damon) und Jacques Le Gris (Adam Driver). Die beiden sind eigentlich Freunde, werden aber zu erbitterten Rivalen, als Le Gris Carrouges' Frau Marguerite (Jodie Comer) sexuell belästigt, diesen brutalen Vorfall jedoch bestreitet ...
#MeToo im Mittelalter: Ridley Scotts historisches Drama erzählt die Ereignisse aus drei Perspektiven, was die Handlung vielschichtiger und fordernder macht. Bei den Figurenzeichnungen wäre mehr drin gewesen, bemüht, sehr düster und wagemutig ist der Film aber auf jeden Fall.
"Encanto"
Weil das Jahr sowieso für viele von uns trist und düster genug war, schenkt uns Disney heuer ein ganz besonders farbenfreudiges und wortwörtlich magisches Christkinderl: Pünktlich zu Weihnachten kommt "Encanto", der bereits 60. abendfüllende Disney-Film auf unsere (Disney+)-Bildschirme.
Die Geschichte rund um ein magisches Haus, eine kolumbianische Familie mit übernatürlichen Fähigkeiten und ein Mädchen, das auch ohne Zauberkraft eine Heldin ist, ist aufgrund des sommerlichen Settings, des kunterbunten Bonmots visueller Einfälle und der beschwingten Songs auf den ersten Blick zwar wenig weihnachtlich – die Message um familiären Zusammenhalt, jugendliches Empowerment und das Bewusstsein der eigenen Wurzeln dafür umso mehr. Macht Laune – und lässt in den USA bereits kräftig die Kinokassen klingeln!
"Noch einmal wir"
Bitte Taschentücher bereithalten, dieser Animationsfilm wird deine Tränenkanäle so richtig durchspülen: Es geht um ein älteres Ehepaar, das in einer magischen Regennacht in New York ihre junge Leidenschaft für das Leben, das Tanzen und vor allem füreinander noch einmal aufleben lässt. Und auch, wenn die Zeit vergeht und der Wandel des Lebens nicht aufzuhalten ist – ihre Erinnerungen und die Freude am Tanzen bleibt für immer.
Ein sechsminütiges (!) intensives Herz-Plädoyer für alterslose Liebe und Träumen mit dem Herzen und den Tanzbeinen, dass das romantische Spiel mit der Diskrepanz zwischen Gestern und Heute mit einem beschwingtem Soundtrack und viel Hoffnung auf das Morgen berauschend poetisch inszeniert.