Eine Frau der armenischen Diaspora bricht aus Kanada auf, um erstmals jenes Land zu bereisen, das durch die Erzählungen der Vorfahren zu ihrer imaginären Heimat wurde: Armenien. Sie entdeckt neu, was ihr gefühlsmäßig vertraut ist: Wissbegierig und doch vorsichtig erforscht die Kamera Landschaften aus dem fahrenden Auto, dringt in ländliche Behausungen vor, erkundet Gesichter und Kleidungen, betrachtet Denk- und Mahnmäler nationaler Geschichtsereignisse und spürt mythologischen Fährten nach. Begleitet wird die Filmemacherin von der Schauspielerin Arsinée Khanjian, ebenfalls armenischer Abstammung. Diese kehrt bereits zum vierten Mal nach Armenien zurück, voller poetischer Worte über die Zeit und ihre Spuren. Auf beeindruckende Weise löst Torossian das Paradoxon der innerlich verwurzelten und doch fremden «Heimat» auf: Stone Time Touch ist ein großes filmsprachliches Experiment, ein innovatives Kinogedicht über Identität. Jedes Bild präsentiert sich als Gesamtkomposition aus Collagen, sich überlagernden Aufnahmen und grafischen Nachbearbeitungen; aus dem Off ertönen geflüsterte Reiseaufzeichnungen, Texte von Arsinée Khanjian und armenische Stimmchöre. In diesem Prozess wird das oft als nachgereiht erlebte Verhältnis von Wahrnehmung und Erkenntnis auf seine Gleichzeitigkeit zurückgeführt und versinnbildlicht. Es entsteht ein lyrischer Sog, Gedanken zum Topos der imaginierten Heimat hallen nach, werden evoziert. Nur in der außergewöhnlichen Begegnung mit einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen des Genozids an den Armeniern, der ab 1915 auf türkischem Staatsgebiet stattfand und von der offiziellen Türkei geleugnet wird, nimmt Torossian die experimentelle Sprache zurück. Nicht zuletzt ist Stone Time Touch auch eine ungewöhnliche Annäherung an Armenien als Land, an seine Wunden und Feste. (Verena Teissl)
(Text: Viennale 2007)
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Details
- Schauspieler
- Arsinée Khanjian, Gariné Torossian
- Regie
- Gariné Torossian
- Kamera
- Fred Kelemen, Ruben Khatchatryan, Gariné Torossian
- Musik
- Zulal