Causa Schweiger: Gutachten zum Arbeitsklima am "Manta"-Set ist da
***Update vom 18. Oktober 2023: Nun stehen die Ergebnisse eines externen Gutachtens der Anwaltskanzlei SKW Schwarz Rechtsanwälte bezüglich des Arbeitsklimas am Filmset von "Manta, Manta - Zwoter Teil" fest. Das verantwortliche Filmstudio Constantin Film gab diese laut übereinstimmender Medienberichte nun bekannt.
Insgesamt seien demnach 50 der insgesamt 108 Beteiligten des Filmdrehs befragt worden, so auch Til Schweiger selbst. Die Wahrnehmung des Arbeitsklimas schwankt dabei sehr. So hätte ein Großteil die Stimmung als "sehr gut" bis "o.k." angegeben, gleichzeitig sei sie von einer "nicht unerheblichen Zahl" auch als "eher mäßig" bis "sehr schlecht" bezeichnet worden. Vereinzelt wurde zudem entweder selbst Angst empfunden oder dieses Gefühl bei anderen beobachtet, auch sei Schweigers Wortwahl teils als "grenzwertig, übergriffig und verletzend" wahrgenommen worden. Doch auch hier gibt es andere Stimmen, die Schweiger als "wertschätzend" und "großzügig" bezeichneten.
Viele der befragten Personen gaben an, dass Schweiger während des Drehs Alkohol zu sich genommen hat. Auch zu einer "tätlichen Auseinandersetzung" sei es deswegen gekommen. Die Produzenten hätten zudem immer wieder bei "zu missbilligendem Verhalten [von Schweiger, Anm. d. Red.] eingreifen müssen". Schweiger selbst, so schreibt es "Bild", tue alles "unendlich leid" und er habe sich im Zuge der Befragung "entschuldigt". ***
***Update vom 12. Mai 2023: Nach den Vorwürfen eines angeblichen Fehlverhaltens von Til Schweiger (59) am Set von "Manta Manta - Zwoter Teil" steht ihm sein Schauspielkollege Mickey Rourke (70) zur Seite. Auf Instagram schreibt der US-Amerikaner, ihm sei zu Ohren gekommen, dass Schweiger zuletzt "in den Boulevardblättern gekreuzigt" worden sei.
Schweiger sei für ihn nicht nur "ein lieber Freund", sondern auch "das vielleicht größte Talent als Schauspieler, Regisseur und Produzent". Er habe schon mit seinem Kollegen zusammengearbeitet und respektiere Schweigers Arbeitsprozess als "sehr kreativer und angenehmer Mann". Er wolle ihm beistehen und wisse, dass der 59-Jährige "ein starker, smarter, loyaler Mann" mit Substanz sei, der es liebe, Filme zu drehen. Manchmal benötige man nur einen Freund und Rourke wolle dieser Freund für Schweiger sein.
Schweiger arbeitete als einer der Regisseure an dem Episodenfilm "Berlin, I Love You" von 2019 mit, in dem auch Rourke eine der Rollen übernommen hatte. In einem kommenden Film werden Rourke und Schweiger offenbar vor der Kamera zu sehen sein. Im März war unter anderem von der "Bild"-Zeitung berichtet worden, dass Schweiger mit seiner Tochter Luna (26) in seinem Hotel auf Mallorca für den Streifen "Hollywood And Crime" gedreht habe. Alec Baldwin (65) und Danny Trejo (78) sollen darin ebenso auftreten. ***
*** Update vom 8. Mai 2023, Teil 2: Wird die "Causa Schweiger" nun immer mehr auch zur "Causa Tschirner"? Denn Constantin-Chef Martin Moszkowicz hat nicht nur eine Untersuchung zu den Vorwürfen rund um Til Schweiger geäußert (siehe unten), sondern auch Bezug auf das Instagram-Video von Nora Tschirner genommen, in der sie die schlechten Arbeitsbedingungen an deutschen Filmsets anprangert.
Laut Moszkowicz habe er von der Schauspielerin, die schon öfter für die Filmfirma gedreht habe, nie Beschwerden gehört. "Sie ist in all den Jahren nie zu mir gekommen und hat gesagt: Die Zustände bei der Constantin Film sind so untragbar, dass ich hier nicht mehr arbeiten will.“
Das will der "Keinohrhasen"-Star nicht auf sich sitzen lassen. In einem neuen Instagram-Video betont sie: "Ich drehe aktuell mit der Constantin und habe nach dem ersten Drehtag eine sehr umfassende Nachricht an den Produzenten geschrieben und mich dort sehr kritisch geäußert." Sie wollte sich eigentlich nie zu ihrer eigenen Person äußern, aber: "Deswegen kann ich es so nicht stehen lassen, als wäre ich immer zu feige gewesen, etwas zu sagen. Das trifft es einfach nicht. "Sogar die private Textnachricht an den Filmproduzenten ist im Video zu sehen. ***
*** Update vom 8. Mai 2023: Constantin-Chef Martin Moszkowicz (65) hat sich im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Regisseur und Schauspieler Til Schweiger (59) am Set von "Manta, Manta - Zwoter Teil" geäußert. Im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärte er: "Ich nehme die Vorwürfe sehr ernst, und wir haben mit einer intensiven Aufklärung begonnen."
Über die Zusammenarbeit erklärt der Vorsitzende des Vorstandes der Constantin Film AG: "Wir hatten in den 1990er-Jahren eine Reihe von Filmen mit Til Schweiger gemacht, aber die letzten zwölf, fünfzehn Jahre nicht zusammengearbeitet." Im vergangenen Jahr habe man dann wieder zwei Filme von und mit Schweiger gemacht: "Das Beste kommt noch" und "Manta Manta - Zwoter Teil".
Die erste Produktion sei problemlos verlaufen, "bei der zweiten ist es zu sehr bedauerlichen Vorfällen gekommen", bestätigt Moszkowicz. "Ich bitte um Verständnis: Wir haben als Arbeitgeber gegenüber allen Mitarbeitern eine Fürsorgepflicht, auch gegenüber Til Schweiger", sagt er. ***
Dass Til Schweiger, immerhin einer der erfolgreichsten deutschen Filmstars, polarisiert, ist nichts Neues. Schweiger eckt an, aus unterschiedlichen Gründen – wegen seiner nicht immer gelungenen Filme, seinem Ego und seinem Mut (Drang?), ungefiltert das zu sagen, was er sich denkt.
Doch die Vorwürfe, die derzeit gegen den 59-Jährigen erhoben werden, sind ein gänzlich anderes Kaliber. Der "Spiegel" sprach mit 50 Filmschaffenden, die bei "Manta Manta – Zwoter Teil" (aktuell höchst erfolgreich im Kino) mitwirkten, über die Stimmung und die Arbeitsbedingungen am Set.
Der Konsens: Schweiger wird vorgeworfen, eine toxische Stimmung, Sexismus und schlicht ein "Klima der Angst" verbreitet zu haben. Der Regisseur und Hauptdarsteller wird als "Imperator" beschrieben, der unter anderem betrunken zur Arbeit gekommen und daraufhin herumgebrüllt und Mitarbeiter:innen beleidigt und schikaniert habe. Einem Mitarbeiter soll er im betrunkenen Zustand sogar ins Gesicht geschlagen haben. Mitarbeiter:innen sollen wie Sklavi:innen behandelt worden sein, die zu langen Arbeitszeiten sollen alle Mitarbeitenden an ihre körperlichen und psychischen Grenzen gebracht haben.
Die Filmproduktion (Constantin Filmverleih) als auch Schweiger selbst weist alle Vorwürfe streng von sich. Constantin betont, die Vorwürfe seien "überwiegend unvollständig und verzerrend, teilweise schlicht falsch." Schweiger geht laut "Der Standard" sogar mithilfe seines Anwalts gegen die Anschuldigen vor. Es gilt also nach wie vor die Unschuldsvermutung.
Nora Tschirner: "Offenes Geheimnis"
Auch Schauspielerin Nora Tschirner, die neben Schweiger die weibliche Hauptrolle in "Keinohrhasen" (2007) und "Zweiohrküken" (2009) spielte, meldete sich nun zur "Causa Schweiger" via Instagram zu Wort. Im Video bezieht sie sich klar auf den "Spiegel"-Artikel und betont: "Ich muss ehrlich sagen, ich habe da keinen Bock mehr drauf. Weil, das ist für jeden in der Branche seit Jahrzehnten – bis auf einige wirklich wenige Sets – ein absolut offenes Geheimnis, dass diese Zustände herrschen.“
Zwar nennt sie Schweiger nicht selbst beim Namen, sagt aber: "Ich finde, dass in diesem Artikel sehr viel stimmt.“ Vor allem prangert Tschirner die Ignoranz der Verantwortlichen an, die sehr lange gegen das verwerfliche Tun Schweigers nicht vorgegangen sein. Nun sei es endlich an der Zeit, dass die Filmindustrie die Karten auf den Tisch lege, was was Arbeitsschutz angeht – denn mache man das nicht, "dann müssen wir uns langsam fragen, auf welcher Seite wir gestanden haben, was diese Sache angeht."
Was ist los an deutschen Filmsets?
Die "Causa Schweiger" scheint ein Fass aufgemacht zu haben, was die Arbeitsbedingungen in der deutschen Filmlandschaft betrifft. Denn nach Tschirner melden sich nun weitere Promis zu Wort: Ruth Moschner zum Beispiel dankt ihr in den Instagram-Kommentaren zu ihrer Videobotschaft für ihren "Mut".
Die "Süddeutschen Zeitung" wiederum zitiert die Produzentin Nina Maag von Bavaria Fiction (via "Der Standard"), die der Meinung ist, dass Til Schweiger "nur die Spitze des Eisbergs eines toxischen Systems" sei. Auch sie selbst habe bereits überaus negative Erfahrung mit dem Schauspieler und Regisseur gemacht. Ihre Bitte nach einem klärenden Gespräch wurde zuerst von ihm ignoriert, danach wurde Maag gefeuert.
Wieso aber tut niemand etwas gegen Schweiger, versucht, ihm Einhalt zu gebieten? Dazu Maag: "Es geht in dieser Branche um Vetternwirtschaft und Machtmissbrauch." Heißt: Schweiger ist nach wie vor ein Goldesel für die Filmwirtschaft, mit dem man es sich nicht verscherzen möchte. Maags Nachsatz: "Und es kann nicht sein, dass Mitarbeiter, die die Schwachstellen des Systems im Sinne einer Verbesserung aufzeigen wollen, ganz offensichtlich mundtot gemacht werden."