Benno Fürmann spielt Corona-Leugner in "Die Känguru-Verschwörung"

Fürmann "war als Vater immer da"
Benno Fürmann ist derzeit in "Die Känguru-Verschwörung" als Verschwörungs-Guru Adam Krieger zu sehen.

Marc-Uwe (Dimitrij Schaad, 36) und das Känguru gehen in "Die Känguru-Verschwörung" (Kinostart: 25. August) eine gewagte Wette ein: Sie werden ihre noch bezahlbare Berliner Altbau-Wohnung verlieren, wenn sie es nicht schaffen, Marias (Rosalie Thomass, 35) Mutter Lisbeth Schlabotnik (Petra Kleinert, 55) zu retten. Sie ist in die Fänge von Verschwörungs-Guru Adam Krieger und seinen fanatischen Anhängern geraten...

Verkörpert wird Krieger von Benno Fürmann (50). Was den Berliner Schauspieler vor der Zusage zu einem Anti-Verschwörungsideologien-Film gerade in Corona-Zeiten beschäftigt hat, erklärt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

War Ihnen das Känguru vor Beginn der Dreharbeiten ein Begriff, kannten Sie sein Universum?

Benno Fürmann: Als Berliner - und mittlerweile ja auch deutschlandweit - kommt man daran nicht vorbei, würde ich sagen. Und so war es bei mir auch. Ich kannte das Känguru, die Bücher hatte ich aber vorher nicht gelesen. Beim neuen Film "Die Känguru-Verschwörung" wäre das aber ohnehin nicht möglich gewesen, weil der ja nicht auf einem der Bücher von Marc-Uwe Kling basiert.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Regisseur, Drehbuchautor und Känguru-Erfinder Marc-Uwe-Kling (geb. 1982)?

Fürmann: Marc hat mich kontaktiert, dann haben wir über das Drehbuch geredet und er hat erzählt, dass er beim Schreiben schon relativ früh an mich gedacht hat... aus was für Gründen auch immer... eigentlich ja bedenklich (lacht). Aber damals hat er von "Sympathie und Durchsetzungskraft" gesprochen.

Was hat Sie nach dem Angebot am meisten beschäftigt?

Fürmann: Corona wird im Film zwar gar nicht genannt, aber der Kontext ist schon klar. Und die Vorstellung, einen Corona-Leugner zu spielen, in dieser Zeit, in der das Leben ohnehin schon ganz schön anspruchsvoll war, hat mich durchaus beschäftigt.

Sie meinen den Riss, der ohnehin schon durch die Gesellschaft ging/geht?

Fürmann: Ja, genau und eine Seite hat lauter geschrien als die andere. Die Seite, die Politiker und Presse verteufelt und alle der Lüge bezichtigt hat, fand ich sehr bedenklich. Denn wer sind denn "die". Das sind doch wir und somit reden wir über uns. Dieses Auslagern von Problemen mag ich gar nicht. Und wenn man sich dann noch Gruppierungen wie QAnon anschaut, also Menschen, die glauben, dass andere das Blut von kleinen Kindern trinken, kann man doch nur noch fassungslos mit dem Kopf schütteln.

Auf der anderen Seite war mir dieser Stempel "Verschwörungstheoretiker" zu schnell verteilt. Jeder, der irgendwas Kritisches gesagt hat oder einfach nur diskutieren wollte, wurde sofort in diese Ecke geschoben und mit diesem Totschlagargument ruhiggestellt.

Vor diesem Hintergrund wollte ich als Schauspieler nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen und die Spaltung der Gesellschaft weiter vorantreiben. Auch weil ich glaube, dass wir wirklich zusammenrücken müssen, wenn wir Dinge wie die Klimaerwärmung in den Griff bekommen wollen. Und wenn man jemanden anschreit, fördert es nicht gerade die Bereitschaft beim Gegenüber, zuzuhören... Solche Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen.

Schlussendlich haben Sie sich dafür entschieden, bei der "Känguru-Verschwörung" mitzuspielen. Warum?

Fürmann: Weil auf der anderen Seite die Satire und ihre Überhöhung der Realität eine von mir sehr gefeierte Kunstform ist.

Wie sympathisch ist Ihnen denn Ihre Rolle Adam Krieger, der eigentlich Sören Klugsch heißt?

Fürmann: Adam Krieger macht, was viele Menschen machen. Die Welt ist kompliziert und er begegnet dieser Komplexität, indem er vermeintliche Wahrheiten von sich gibt. Das Bedürfnis nach einfachen Antworten, je undurchschaubarere und ungreifbarer die Dinge und Zusammenhänge sind, ist natürlich zutiefst menschlich und eine Art Grundsehnsucht.

Das Problem ist bloß, dass einfache Wahrheiten in der Regel hinter dem, was wirklich los ist, zurückbleiben. Und sie postulieren etwas, das sie gar nicht halten können, nämlich eine Wahrheit zu kennen, die man noch gar nicht kennen kann. Das finde ich anstrengend, insofern finde ich auch den Menschenfänger Adam Krieger anstrengend, weil er Sachen behauptet, die nicht wissenschaftlich belegt sind.

Das war ja auch das Anstrengende an der Corona-Krise, dass auf einmal jeder genau Bescheid wusste und alle studierte Biochemiker waren. Also ich persönlich war heilfroh, dass ich da nicht in einer Entscheidungsträgerfunktion in der Politik oder Medizin war. 

Marc-Uwe Kling hat, wie auch schon in seinen Büchern, viele geniale Ideen und gedankliche Weiterdrehs in seinem Film untergebracht. Welcher Geistesblitz hat Ihnen besonders gut gefallen?

Fürmann: Mir hat das Datingportal für Verschwörungstheoretiker, "Wahrheitsliebe", sehr gut gefallen, bei dem man beim Anmelden ankreuzen muss, welcher Verschwörungsideologie man anhängt. Das war schon ein entzückender, neuer Entwurf von einer Art und Weise, sich kennenzulernen. Wahrscheinlich könnte das auch funktionieren, weil man dann in der gleichen Welt und Realität lebt. Das Problem ist nur, wenn einer der beiden wieder in die andere Welt will und die Blase zu platzen droht...

Der Film ist die erste Regie-Arbeit von Marc-Uwe Kling, der als Schriftsteller erfolgreich wurde. Wie war die Zusammenarbeit?

Fürmann: Ich fand es wirklich beeindruckend, wie gezielt, sortiert und überblickend Marc-Uwe Kling Regie geführt hat. Zusammen mit seinem Storyboarder und dem Kameramann hat er ein Umfeld geschaffen, in dem ich jederzeit das Gefühl hatte, dass alles klar ist. Das Gerüst stand und wir Schauspielerinnen und Schauspieler konnten es von innen mit Leben füllen. Es war ein sehr leichtes Arbeiten mit klaren Vorgaben. Marc wusste ganz genau, was er will. Es ist eigentlich unglaublich, dass er vorher noch nie Regie geführt hat.