SPURENSUCHE GEGEN DAS VERGESSEN

Zuerst hat die Mutter nur das Weihnachtsgeschenk vergessen, aber bald auch Mann, Kinder und Eigenheim.

„Hier war ich noch nie“, sagt sie und zeigt auf ein Wohnzimmer, in dem sie die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbracht hat.

Behutsam und zärtlich – bis hin zu Betulichkeit – nähert sich der deutsche David SievekingDavid Wants to Fly“) seiner Mutter Gretel an, die an Alzheimer erkrankt ist und deren Demenz die eigene Lebensgeschichte dem Vergessen anheim gibt. Umso intensiver befasst sich der Sohn mit der Biografie seiner Mutter, forscht in Archiven und macht erstaunliche Entdeckungen: Gretel Sieveking hat eine linksradikale Vergangenheit, führte eine offene 68er-Ehe und gründete eine feministische Frauengruppe. Während Sieveking den anstrengenden Alltag mit der Mutter tagebuchartig mit der Kamera verfolgt, vertieft er die Spurensuche mit alten Fotos aus dem Familienalbum. So gibt er seiner Mutter ihre (vergessene) Geschichte zurück und erzählt dabei von seiner eigenen Begegnung mit einer Frau, die er selbst neu kennen gelernt hat.