"Skyscraper": 'Stirb langsam' mit Turbo Booster
Bruce Willis befand sich einst in einer ähnlichen Lage, als er unter dem Namen John McClane in einem Hochhaus gegen Terroristen kämpfen musste, um seine Frau und andere Geiseln zu befreien. Trotzdem war diese Mission von 1988 geradezu ein Kindespiel im Vergleich mit jener, die "The Rock" Johnson diesmal bevorsteht, denn Willis hatte damals vier gesunde Gliedmaßen und steckte auch nicht in einem brennenden Wolkenkratzer fest. "Skyscraper" ist nämlich "Stirb langsam" mit Turbobooster oder "Flammendes Inferno" des 21. Jahrhunderts.
Sicherheitslücken im höchsten Haus der Welt
Das höchste Gebäude der Welt hat 240 Stockwerke, heißt "The Pearl" (weil es von einer weißen Kugel gekrönt wid) und steht in Hongkong. Bei so einem Bauwerk dreht sich natürlich in erster Linie alles um Sicherheitsvorkehrungen und mit deren Überprüfung wurde der ehemalige FBI-Mann Will Sawyer vom chinesischen Hausherren persönlich betraut. Leider war alles umsonst: eine Gruppe hochgefährlicher Verbrecher hat sich Zugang zum Gebäude verschafft und verfolgt einen perfiden Plan. Um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, legen sie im 96. Stockwerk Feuer, setzen das Brandlöschsystem außer Kraft und verwandeln "The Pearl" in eine gigantische Fackel, weil sich die Flammen immer höher hinauffressen. Und mittendrin in diesem Inferno stecken bedauerlicherweise Sawyers Frau und seine beiden kleinen Kinder fest.
Kletterpartien mit Beinprothese
Doch keine Angst: Daddy wird sich schon was einfallen lassen. Er war schließlich früher Experte für Geiselbefreiung, bis er bei einem folgenschweren Einsatz schwer verletzt wurde und ein Bein ab dem Knie verloren hat. Um seiner Familie helfen zu können, muss er aber erst mal in das brennende Hochhaus gelangen - und welchen Weg er dafür wählt, wird man kaum für möglich halten. Das ist aber bloß der Auftakt für eine Reihe von aberwitzigen Aktionen, die der Mann mit der Beinprothese im Alleingang absolviert; und jedesmal, wenn man glaubt, es kann nun wirklich nicht mehr verrückter werden, beweist uns dieser Film das Gegenteil, indem die Hauptfigur eine noch waghalsigere Klettertour hinlegt. So hängt Sawyer zum Beispiel einmal in schwindelerregender Höhe kopfunter an der Hausfassade mit bloß einem Fuß in einer Seilschlinge - und dieses Bein ist ausgerechnet dasjenige mit der Prothese, die sich immer mehr lockert.
Hilfe durch eine Frau
Während der Polizist McClabe in "Die Hard" mit den bösen Jungs genussvoll Katz und Maus spielte, hat Sawyer für solche Späße wenig Zeit: er muss sich eher mit den Tücken des brennenden Hauses auseinandersetzen, seine Familie in Sicherheit bringen und dafür einen unglaublichen Kraftakt nach dem andern vollbringen.Ganz auf sich allein gestellt ist der Kraftlackel aber keineswegs, denn als seiner Frau kommt Neve Campbell (bekannt aus der "Scream"-Reihe) ebenfalls eine wichtige Aufgabe zu: sie ist nicht bloß vom starken Arm des Mannes abhängig, sondern greift immer wieder aktiv in das Geschehen ein, indem sie entweder Kopfarbeit leistet und wichtige Hinweise zum Fluchtplan der Verbrecher liefert oder sich auch mal als echte Kämpfernatur erweist.
"Skyscraper" ist somit das Paradebeispiel für einen effektvollen Katastrophen-Actionthriller, aber zugleich auch ein echter Familienfilm, bei dem Johnson seinen kumpelhaften Charme ausspielt - und von den futuristischen Reizen des spektakulären Gebäudes kann man sowieso nicht genug bekommen. Dieser Film hat somit durchaus das Zeug, zu einem der seltenen Blockbuster zu werden, die man sich auch nach 10 bis 20 Jahren noch gerne ansieht.
8 von 10 lebenswichtigen Klebestreifen
franco schedl