Ein Sohn befragt seine Mutter, und es ist eine kleine Inquisition, die da stattfindet zu Familie, Politik, Erinnerungen und zum Vater. Und dann Bauern, Beamte, Scherenschleifer und Orangenverkäufer, der Film kennt sie alle und sie sprechen zu uns. Man hat an Sicilia! die Leichtigkeit, die Beschwingtheit und Komik bewundert, aber wie immer bei den Straubs ist das mit Subversion durchwirkt und von klarer, unsentimentaler Haltung. Versöhnt Das erste, was an Sicilia! bemerkenswert ist, mehr noch als seine Kürze und doch nicht ohne Zusammenhang mit ihr, ist seine Leichtigkeit. Diese ergibt sich vielleicht aus der Wahl des Textes, «Conversazione in Sicilia» (1937/38), einem Roman von Elio Vittorini, von dem die Straubs einige «Konstellationen und Dialoge» übernommen haben. Genauer gesagt sind es insgesamt vier Stationen einer Reise, die ein Sizilianer, Silvestro, an die Orte seiner Kindheit unternimmt, um mehr über diese zu erfahren. 1. Konversation in einem Hafen mit einem Orangenverkäufer, dessen Geschäft nicht gut geht. 2. Konversation im Zug mit dem Gran Lombardo, einem Gutsbesitzer, der nach «neuen Aufgaben» strebt. 3. Konversation, fast Streit essentiell in jeder Hinsicht mit seiner Mutter in ihrem Haus in Grammichele. 4. Konversation mit einem «illuminierten» Scherenschleifer auf dem Hauptplatz des Dorfs. Der Text ist von einer großen Nähe gekennzeichnet: Nähe der Worte, die alltäglicher sind und weniger «literarisch» als jene, die die Straubs üblicherweise verfilmen. Nähe zu dem, was die Worte tatsächlich beschwören, nämlich einige Einzelberichte und Familiengeschichten, in denen gemeinsame Erfahrungen wiedergegeben werden: Essen, Liebe, Arbeit etc. Man ist also nicht mit der üblichen Schwierigkeit und Wiedergabe eines Textes, der als zu weit entfernt oder zu seltsam gilt, konfrontiert. ... (Emmanuel Burdeau)
(Text: Viennale 2004)
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Details
- Regie
- Danièle Huillet, Jean-Marie Straub
- Kamera
- William Lubtchansky
- Author
- Jean-Marie Straub, Danièle Huillet
- Musik
- Ludwig van Beethoven