Staffeln / Episoden 1 / 3
Min. 43
Start. 29.04.18
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Details
- Schauspieler
- Dirk Steffens
- Regie
- Christian Twente, Cristina Trebbi
Bilder
Episodenguide
Staffel 1
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Der Aufbruch
Die Reise der Menschheit beginnt, als es dem Homo sapiens vor etwa 60.000 Jahren gelingt, Afrika zu verlassen und überall auf der Erde heimisch zu werden. Was ihn antrieb, die Welt zu erkunden, ist nicht bekannt. Vielleicht Hunger, Neugier oder die Hoffnung auf ein besseres Leben?[CR] Etwa 2000 Generationen brauchte der Mensch, um alle bewohnbaren Kontinente zu besiedeln. Mit 50 Kilometern pro Generation, so schätzen Forscher, überwand er Berge, Meere, Wüsten und Flüsse, immer auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen für sich und seine Nachkommen. Die unterschiedlichen Gemeinschaften entwickelten spezifische Fähigkeiten, um sich ihrer jeweiligen Umwelt anzupassen. Sie hatten kaum Berührungen miteinander, und doch lief vieles auf den Kontinenten nahezu gleichzeitig ab. Ab etwa 10.000 v. Chr. begannen die Menschen, Siedlungen zu gründen, Pflanzen zu kultivieren und Nutztiere zu halten.[CR] Doch die Sesshaftwerdung bedeutete nicht das Ende der Reise. Neue Techniken machten neue Landschaften urbar, die Menschheit wuchs und damit der Kontakt, den die Gruppen untereinander hatten. Es entstanden beeindruckend große Handelsnetze. In der Bronzezeit beschleunigte die Gier nach Rohstoffen diese Entwicklung. Fachleute, die sich mit der begehrten Metallverarbeitung auskannten, durchreisten ganz Europa, um als Bergleute oder Händler ihr Leben zu bestreiten. Der so genannte "Bogenschütze von Amesbury" beispielsweise wurde nahe des Steinkreises von Stonehenge beerdigt. Die Analyse seiner Leiche zeigt aber, dass er ursprünglich aus der Alpenregion stammte. Vermutlich war er ein Handwerker, den die Großbaustelle Stonehenge dorthin geführt hatte. [CR] Mit der Entstehung des Römischen Reiches ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. erreichte die Mobilität der Bewohner einen neuen Höhepunkt. Nun gab es einen Großraum mit guter Infrastruktur. Es wurde in einer einheitlichen Währung bezahlt und einheitliches Recht gesprochen. Nie zuvor war es so leicht, seinen Wohnsitz zu verlegen. Teil dieses gesicherten Raumes zu sein, war Ziel Hunderttausender. Sie wanderten in Massen ein, leisteten Militärdienst und wurden so zu römischen Bürgern. Andere wurden als Sklaven dorthin verschleppt und hatten erstaunliche Möglichkeiten, sozialen Aufstieg zu erleben. Die Durchlässigkeit der Grenzen und die Einbindung anderer waren über Jahrhunderte Garant für die Stabilität des Reiches, brachten es schließlich wohl aber auch zu Fall. [CR] Was folgte, war die Völkerwanderung, die heute "Transformationszeit" genannt wird. Sie war eine Kettenreaktion, in deren Verlauf zahllose Völker ihre Lebensräume über Tausende Kilometer verschoben. Der großen Menschenmenge war das Römische Reich, das zugleich mit einer innenpolitischen Krise rang, irgendwann nicht mehr gewachsen – und zerbrach.[CR] In den nachfolgenden Jahrhunderten vermischten sich Kulturen, Religionen und Ethnien immer schneller. Große Kulturen entstanden in Europa, aber auch auf den anderen Kontinenten, ohne dass die Menschen voneinander wussten. Das änderte sich erst, als Königin Isabella von Spanien Ende des 15. Jahrhunderts eine folgenschwere Entscheidung traf. -
Fremde Welten
Als Christoph Kolumbus 1492 amerikanischen Boden betrat, setzte er eine völlig neue Migrationsbewegung in Gang. Die Europäer brachten fast alle 500 Millionen Menschen, die damals die Welt bevölkerten, direkt oder indirekt in Bewegung. Wo immer in Nord- und Südamerika, Asien, Afrika oder Australien Europäer siedelten und herrschten, importierten sie Pflanzen und Tiere, Religion und Sprache, aber auch Krankheiten.[CR] Die Folgen waren dramatisch: 100 Jahre nach Kolumbus waren mehr als 90 der 100 Millionen Ureinwohner Amerikas tot, vor allem durch importierte Viren, gegen die sie nicht immun waren. Den Kolonialisten fehlten nun Arbeitskräfte. So zog eine Katastrophe die nächste nach sich: Mehr als 12 Millionen afrikanische Sklaven wurden in die "Neue Welt" verschleppt. Viele Forscher glauben, dass die Deportation ganzer Generationen junger Menschen bis heute für die Probleme Afrikas mitverantwortlich sei.[CR] Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts drängten die Europäer auch nach Osten, gründeten etwa die Niederländische Ostindien-Kompanie. Für ihre Handelsstützpunkte im heutigen Indonesien wurden fast eine Million junger Europäer als Arbeitskräfte angeworben, die meisten Deutsche auf der Suche nach Wohlstand. Wer die lange Reise und die harte Arbeit überlebte, kehrte in seine Heimat zurück – Migranten auf Zeit. -
Welt in Bewegung
Die industrielle Revolution katapultierte die Welt im 19. Jahrhundert in eine neue Phase. Das Zeitalter der Massenmigration war angebrochen, erleichtert durch völlig neue Arten von Verkehrsmitteln und Kommunikation. Die Eisenbahn beschleunigte das Reisen auf den Kontinenten. Das Dampfschiff ermöglichte transkontinentale Reisen selbst für weniger Vermögende. Zwischen 1850 und 1950 wanderten etwa 50 Millionen Europäer in die USA aus. Viele bewegte die Hoffnung auf mehr politische Freiheit und auf ein Leben ohne Not und Entbehrungen. Auch die Bewegungen auf den anderen Kontinenten nahmen nie dagewesene Ausmaße an. Die Frage war nun: Wer darf rein, und wer muss draußen bleiben? Gesetze, Grenzen und Behörden, die Ein- und Auswanderung regeln sollten, gewannen zunehmend an Bedeutung.[CR] Der Nationalismus wurde zur prägenden Ideologie des 19. Jahrhunderts. Grob umrissene Interessensgebiete oder Vielvölkerreiche wichen Nationalstaaten, die sich über klare Grenzen definierten.[CR] Die Weltkriege und deren katastrophale Folgen setzten im 20. Jahrhundert unzählige Menschen in Bewegung. Die Vertreibung der Juden aus Europa durch die Nationalsozialisten, die Verschiebung von mehr als 12 Millionen Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten nach Westdeutschland oder die Umsiedlung von 25 Millionen Muslimen infolge der Trennung von Indien und Pakistan waren riesige Massenmigrationen der Geschichte.[CR] Auch heute sind viele Menschen unterwegs: 255 Millionen Menschen leben nach aktuellen Angaben der UN nicht in dem Land, in dem sie geboren wurden. Nur ein Teil von ihnen ist aus ihrer Heimat geflohen. Die überwiegende Anzahl migrierte aus anderen Gründen. Für Migrationsforscher ist die Zahl gemessen an der Weltbevölkerung nicht außergewöhnlich hoch, denn es hat immer Migrationsbewegungen gegeben. Die Welt in ihrem heutigen Zustand ist das Resultat der immerwährenden "Reise der Menschheit".