Sehnsucht spielt in einem Dorf in der Nähe von Berlin und erzählt vom Ehepaar Ella und Markus, welche seit Kindertagen unzertrennlich sind. Von außen betrachtet wirken sie wie das reinste Familienidyll, doch der Schein trügt: Bei einem Ausflug mit der Freiwilligen Feuerwehr lernt der Ehemann eine andere Frau, Rose, kennen. Die scheinbar heile Welt des 30-jährigen Schlossers gerät ins Wanken. Markus kann sich der Verbindung nicht entziehen - eine tragische Dreiecksgeschichte beginnt. Markus liebt seine Frau, doch er liebt auch Rose. Das ist die ganze Tragödie. So einfach ist das - und Grisebach inszeniert es als das, was es ist: eine einfache, eine furchtbar einfache Tragödie. Grisebach erzählt diese mit Anspielungen auf «Romeo und Julia», doch sie überhöht dabei nicht, sondern reduziert. Sie legt im Innersten eines überzeugenden naturalistischen Äußeren eine Geschichte frei, die so konkret wie universal ist. Die als universale gerade deshalb überzeugt, weil sie so unendlich konkret ist - bis zum Einsatz der Sprühsahne, bis zum wackligen Gesang im Dorfchor. Grisebach hat in Sehnsucht ausschließlich mit Laien gearbeitet. Was sie mit ihren Darstellerinnen und Darstellern erreicht, macht staunen. Sie spielen keine Rollen, sondern sie führen eine Aneignung vor: Aneignung der Geschichten, die nicht ihre sind, Aneignung von Gefühlen, die sie kennen, wenn auch vielleicht nicht genau so. Die Regie, der Schnitt, die Kamera zeugen dabei von einem wunderbaren Rhythmusgefühl. Im rechten Moment gibt es den Trost fürs aufgewühlte Empfinden, Blicke hinaus, auf die Natur, auf das Rauschen der Bäume. Und wie jede ordentliche Tragödie hat der Film ein bezauberndes Satyrspiel als Epilog. Die Geschichte und ihr möglicher Ausgang werden spielerisch verhandelt, aus Kindermund kommentiert. Ein großartiger Einfall fürs Ende eines großartigen Films. (Ekkehard Knörer)
(Text: Viennale 2006)
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Details
- Schauspieler
- Andreas Müller, Ilka Welz, Anett Dornbusch, Erika Lemke
- Regie
- Valeska Grisebach
- Kamera
- Bernhard Keller
- Author
- Valeska Grisebach
- Musik
- Martin Hossbach
- Verleih
- Filmladen