Mario Montez als Mann/Frau bei Probeaufnahmen. Autor Ronald Tavel stellt Fragen und gibt Anweisungen, ohne im Bild zu erscheinen. In Screen Test #2 kommt während der gesamten Laufzeit nur ein einziger Schauspieler Mario Montez, in Drag, d. h. als Frau gekleidet, vor. Er ist sichtlich in Höchstform. Es hat den Anschein, als gehe er in der Offenbarung, die die Kluft zwischen Schauspielerei und Erfahrung für ihn bedeutet, völlig auf. In Wirklichkeit ist diese Kluft geschlossen, Erfahrung kann nicht vom Schauspiel getrennt werden, und die Frage, ob Mario spielt oder nicht, muss das Publikum selbst entscheiden. Marios völlig überzeugende Darstellung wird durch das eher nachlässig aufgelegte Make-up und den schlampigen Sitz der Perücke verstärkt, die in einer erstaunlich realen und gleichzeitig auch grausamen Art und Weise von Genet und Greenwich Avenue erzählen. Und wenn Perücke, Make-up und Geschlecht Verzerrungen darstellen, dann ist auch die zeitliche Länge dieser Probeaufnahme eine Verzerrung sie beträgt nahezu siebzig lange Minuten. Das scheinbare Thema ist der Transvestismus. Indem Warhol aber diese verstörenden Herausforderungen der kalten Natur des Medium Films ausliefert, behindert er Verständnis und Sympathie. Der auf der Leinwand repräsentierte Geschlechterdualismus kann jedoch auch als weiterer Hinweis auf Warhols Absicht verstanden werden, den faulen Zauber des Geschlechts im zeitgenössischen Hollywood-Kino zu enttarnen. Die übliche Darstellung des Geschlechts ist ein Produkt der Kunstfertigkeit der Verpackungsindustrie und es sind Illusionen, Fassaden und Gesten, an die man uns verkauft und nicht «the real thing», das wir meinen zu bekommen. Gregory Battock, «Film Culture» Nr. 38, N.Y. 1965 Übersetzung von Dagmar Fink
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Schauspieler
- Mario Montez
- Regie
- Andy Warhol
- Author
- Ronald Tavel