Während einer Straßenbahnfahrt: eine Frau, neben die sich
ein Schwarzer setzt, schimpft über Ausländer. Ohne sich
direkt an ihn zu wenden, meint sie damit doch ganz
offensichtlich den Schwarzen, der sie in ihrer Bequemlichkeit
störte. Die anderen Fahrgäste reagieren nicht auf ihre
Ausfälligkeiten. Sie erntet lediglich die genickte Zustimmung
eines älteren Mitfahrers und die Entrüstung eines türkischen
Jugendlichen, der jedoch von einem Freund gleich wieder
besänftigt wird. Als ein Schaffner zusteigt, reißt der
Schwarze der Dame den Fahrschein aus der Hand und ißt
ihn. Als sie deshalb keinen Fahrschein vorweisen kann,
kommt ihr keiner der anderen Fahrgäste, die ebenso wie
zuvor ihre rassistischen Bemerkungen auch die Revanche
des Schwarzen registriert haben, mit einer Erklärung dem
Schaffner gegenüber zu Hilfe. Sie muß aussteigen.
Der Handlungsort der Szenerie, eine S-Bahn, ist beliebig
austauschbar: In einer typischen Alltagssituation kann der
Schwarze verbal attackiert werden, ohne daß einer der
Anwesenden ihm zu Hilfe kommt bzw. sich mit ihm
solidarisiert. Doch der Film beschreibt nicht nur die
erschreckende Passivität. Er interpretiert sie auch und zeigt
die möglichen Konsequenzen auf. Die Schweigsamkeit der
Fahrgäste im Film drückt keine innere Parteinahme und
somit Sympathie mit der geäußerten Ausländerfeindlichkeit
aus, sondern Desinteresse.Text: Filmladen Wien
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Details
- Schauspieler
- Senta Morris, Jonathan Brasuel, Klaus Tilsner
- Regie
- Pepe Danquart
- Kamera
- Ciro Cappelari
- Author
- Pepe Danquart
- Musik
- Michael Seigner