Schau mich an! (2003)
Film

Schau mich an! (2003)

Comme une image F , 2003

Lolita Cassard ist eine junge Frau aus Paris, die mit sich und der Welt hadert, weil sie nicht annähernd so schlank und begehrenswert aussieht wie die Models

Schau mich an! (2003)
Min. 110
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Lolita Cassard ist eine junge Frau aus Paris, die mit sich und der Welt hadert, weil sie nicht annähernd so schlank und begehrenswert aussieht wie die Models in den Hochglanzmagazinen. Dabei wäre sie gerne schön - zumindest in den Augen ihres Vaters. Doch Etienne Cassard ist ein eitler, einflussreicher, umschwärmter Schriftsteller, der die Menschen in seiner Umgebung kaum beachtet, aber dafür sich selbst umso mehr Aufmerksamkeit schenkt. Erstaunlich genug, dass er mit Pierre Miller einen jüngeren Kollegen unter seine Fittiche nimmt, der die Hoffnung auf Ruhm und Erfolg längst begraben hatte - bis zu jenem Tag, an dem er seinen Gönner kennen lernt. Ein Zufall, über den sich Pierres Frau, die Gesangslehrerin Sylvia Miller, unbändig freut - zunächst jedenfalls.
Vom Talent ihres Mannes ist sie nämlich felsenfest überzeugt, während sie an ihren eigenen Fähigkeiten sowie an denen ihrer Schülerin Lolita Cassard zweifelt. Schließlich findet aber gerade Lolita den Mut, das Selbstbewusstsein und einen Weg, mehr als ein ungeliebtes Anhängsel zu sein.


Der Schriftsteller und Verleger Etienne Cassard hat nur wenig für seine 20-jährige Tochter übrig, und die leidet so sehr unter ihrem ignoranten Papa, dass sie ihm nach Kräften die Stimmung verdirbt. Zur Besserung der Situation trägt auch nicht bei, dass Etienne eine Freundin im Alter seiner Tochter hat, und dass es schließlich noch eine Gesangslehrerin gibt, die ebenfalls ein Auge auf den Verleger geworfen hat. Wie schon in Le gôut des autres zeichnet Jaoui mit leichtem, elegantem Strich ein sanft ironisches Gesellschaftsbild. Genau wie Alain Resnais liebt Jaoui sich überlagernde Geschichten und Schicksale, doch konzentriert sie sich immer auch auf das Thema der Einsamkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Hinzu kommt in Comme une image der präzise Blick der Regisseurin für Machtbeziehungen (etwa am Beispiel der Verlagswelt), für das Diktat der Schönheit und das unsterbliche Bedürfnis nach Liebe eines jeden Menschen, das sie schon in Le Goût des autres in den Mittelpunkt gestellt hat. Mit ihrem zweiten Film legt Agnès Jaoui ein Werk von großer Dichte und Intensität vor, das einmal mehr das Interesse der französischen Kinowelt an dieser Regisseurin rechtfertigt. (Olivier Bombarda) Es macht große Freude zu beobachten, wie leichtfüßig sich die Regisseurin durch das Netz ihrer Figuren bewegt, wie elegant sie mit einem Dialogtupfer hier und einem Blickwechsel da eine Bindung oder eine Figur charakterisiert, wie gut sie Pointen setzt, ohne dabei zu vergessen, dass der, der die größte Lakonie an den Tag legt, das größte Arschloch ist. Comme une image endet seinem komödiantischen Grundton folgend zwar hoffnungsfroh, aber nicht versöhnlerisch wie in stillem Einverständnis mit der Erkenntnis, dass das Zwischenmenschliche die Dysfunktion unvermeidlich in sich trägt. (Cristina Nord)

(Text: Viennale 2004)

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