Vielleicht hat kein asiatischer Regisseur so einfühlsam - und so geheimnisvoll - den Zauber des Alltags eingefangen und die andauernde Vitalität magischer und spiritueller Präsenz in jenem täglichen Leben in Bilder umgesetzt wie der junge thailändische Regisseur Apichatpong Weerasethakul. In seinem vorherigen Film Tropical Malady, der 2004 den Jury-Preis des Film Festivals von Cannes gewann, bewies er ein genaues Verständnis für die fast musikalischen Rhythmen des Film- und Geschichtenerzählens sowie für Magie als einer Realität im Kino. Sein neuester Film Syndromes and a Century ist kaum weniger geheimnisvoll und bezaubernd und nicht weniger musikalisch, dieses Mal aber erkundet Weerasethakul feinfühlig die Erinnerung und deren Magie: wie wir uns erinnern und er sich an seine Eltern. Sang Sattawat ist ein Film in zwei Teilen, die sich manchmal auf faszinierende Weise spiegeln. Die Rollen der beiden Hauptdarsteller sind nach den Eltern des Filmemachers konzipiert, die Ärzte waren; und der erste Teil - sanft und näher an der Natur - beschäftigt sich mit der Mutter und der Welt, in die er geboren wurde. Der zweite Teil erkundet einen ganz anderen Aufbau und ist dem Leben seines Vaters in einer klinischeren, modernen Umgebung nachempfunden. Der Film steht konventionellem Geschichtenerzählen näher als frühere Filme, und trotzdem ist Sang Sattawat auch ein Film über Augenblicke, bestehend aus eindrucksvollen, leuchtenden Bildern und einem Fries merkwürdiger Charaktere: ein singender Zahnarzt, ein Orchideen-Experte, ein Produzent künstlicher Körperglieder.
(Text: Viennale 2006)
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Details
- Schauspieler
- Nantarat Sawaddikul, Jaruchai Iamaram, Sophon Pukanok, Jenjira Pongpas, Arkanae Cherkam
- Regie
- Apichatpong Weerasethakul
- Kamera
- Sayombhu Mukdeeprom
- Author
- Apichatpong Weerasethakul