SAGT UNS, WO DIE BIENEN SIND....
Da Markus Imhoof aus einer angesehenen Imkerfamilie stammt, müsst er eigentlich über die Gründe des weltweiten Bienensterbens Bescheid wissen. Das tut er aber nicht und bricht deshalb mit der Kamera im Gepäck zu einer großen Reise auf, die ihn schließlich zweimal um den Globus führen wird. Was wir durch ihn zu sehen bekommen sind nicht nur beeindruckende Aufnahmen über das Leben im Bienenstock, sondern vor allem Belege für die Profitgier des Menschen.
Auch Bienenzucht ist eben längst zur Massentierhaltung verkommen. Ein amerikanischer Obstbauer spricht es ganz offen aus: in seinen Genen ist der Expansionsdrang verankert. Daher werde auf den gigantischen US-Obstplantagen die Bienen wie Saisonarbeiter eingesetzt und mit Lastwagen quer über den Kontinent zu ihren nächsten Einsatzorten gekarrt, wo sie entweder bereits tot und von Parasiten zerfressen ankommen oder in einer fungizidgeschwängerten Luft ihrer undankbaren Aufgabe des Bestäubens nachkommen müssen.
Welche Konsequenzen eine solche Einstellung mit sich bringt, zeigt Imhoof am Beispiel Chinas: dort sind einige Regionen bereits völlig bienenfrei und Menschen übertragen händisch Pollen auf die Blüten.
Doch selbst in der scheinbaren schweizer Bergidylle ist die Welt nicht mehr intakt und das Bienensterben hat längst Einzug gehalten. Es ist erschütternd mit anzusehen, wie Bergimker Fred Jaggi ein Erdloch aushebt, in dem wenig später das tote Bienenvolk samt Waben in Flammen aufgeht.
Imhoof will uns aber nicht gänzlich desillusionieren und präsentiert zuletzt als möglichen Hoffnungsträger eine robuste afrikanische Bienenart. Wie sehr der Regisseur einer Dramaturgie folgt, wird am geradezu inszeniert wirkenden Finale deutlich: Dort lassen sich die eigensinnigen Bienen nicht einfach nach Menschenwillen umsiedeln, sondern suchen aus dem vorgesehenen Bienenstock das Weite und bauen in einer unzugänglichen Berghöhle, zu der laut Imkerworten nicht einmal ein Bär gelangt, ihre neuen Waben. Diesen Bienen ist es eben wirklich vergönnt, in gesunder Freiheit zu leben.
Für seine in bienenfleißiger Sammelarbeit zusammengetragene Faktenfülle hat sich Imhoof einen eigens für ihn erfundenen Filmpreis in Form einer goldenen Riesenwabe verdient.