"Der Diktator" auf Amazon Prime: Baron Cohen dick da als Diktator

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Sacha Baron Cohen blödelt sich als entmachtetet und enthaarter Diktator mal platt mal tiefsinnig durch den Film.

Dem Mann mit schwarzer Bartmatratze, einer Schwäche für überladene Phantasieuniformen und einem irritierenden Hang zur Rechthaberei sieht man schon 10 Meter gegen den scharfen Ostwind an, dass es sich bei ihm nur um einen falschen Machtprotz handeln kann. Daher unternimmt Sacha Baron Cohen diesmal gleich gar nicht den Versuch, vorzugeben, er hätte Leute mit seiner Maskerade hinters Licht geführt, sondern liefert an Stelle einer Mockumentary eine reine Spielfilmhandlung.

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Das Oberhaupt-Haar geht verloren

Bei der Geschichte des diktatorischen Zwitterwesens General Admiral Haffaz Aladeen (angesiedelt zwischen Gadaffi, Hussein, Castro und Bin Laden) bedient sich Cohen eines beliebten Tricks aus alten amerikanischen Hitler-Persiflagen: Stell dir vor, der Mann mit dem komischen Bärtchen ist plötzlich glattrasiert und keiner erkennt ihn mehr. Wie groß muss da erst der Verfremdungs-Effekt sein, wenn es sich um einen Bart von diesen Dimensionen handelt!

Während eines Staatsbesuchs in New York wird das absolute Oberhaupt des nordafrikanischen Staats Wadiya gegen einen Doppelgänger vertauscht und verliert durch einen perfiden Anschlag sein üppiges Oberhaupt-Haar ums Kinn, wonach der Typ auf verblüffende Weise Sacha Baron Cohen ähnelt. Fortan hat er natürlich die Rückeroberung der Macht vor Augen, muss sich in der amerikanischen Fremde seinen Lebensunterhalt vorübergehend durch ehrliche Arbeit verdienen und findet auch noch seine große Liebe.

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Deftige Einlagen

„"Scary Movie"“-Veteranin Anna Faris kann sich in der weiblichen Hauptrolle wieder von ihrer komischen Seite zeigen, verfügt aber im Unterschied zum früheren unheimlich geistlosen Treiben endlich über die besseren Gags. Obwohl man mit Pauschalurteilen vorsichtig sein sollte! Immerhin ist Cohen jemand, der auch aus dem Tiefschlaf geweckt das Wort ‚Geschmacklosigkeit‘ fehlerfrei im Rekordtempo vorwärts und rückwärts buchstabieren könnte.

Er wird also seinen Ruf nicht leichtfertig riskieren und auf ein paar deftige Einlagen verzichten, die zwar mit der Haupthandlung wenig bis nichts zu tun haben, dem Ganzen aber eine richtig intimgeruchsmäßige Würze verleihen: So entdeckt er im Hinterzimmer eines Bioladens die Freuden der Selbstbefriedigung, klatscht mit nacktem Unterleib von außen gegen eine Fensterscheibe oder schickt seine Hand als hingebungsvoller Geburtshelfer auf Forschungsreise in weibliche Leibeshöhlen.

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Satirische Zielscheibe

Trotz solchen Zugeständnissen an alle Freunde des Deftigen trifft aber „"Der Diktator"“ auf der satirischen Zielscheibe oft genug ins Schwarze und stellt nicht nur den Eigendünkel eines Potentaten bloß, sondern zielt auch auf einige empfindliche Stellen des amerikanischen Selbstverständnisses. Zu den großen Höhepunkten zählt etwa die begeisterte Anpreisung einer Diktatur für die USA, bei der man erkennt, wie nahe sich Satire und Wirklichkeit oft kommen.

Cohen mag noch so sehr als selbsternannter Machthaber und kleiner Nachkomme des großen Charlie Chaplin auftreten, hinter der Kamera übte dennoch jemand anderer die diktatorische Gewalt aus, weil Larry Charles, der seine Sache bei „"Borat"“ und "„Brüno"“ doch wirklich nicht schlecht gemacht hat, auch diesmal wieder Regieanweisungen erteilen durfte.

Alles in allem ergibt das in meiner Wertung einen 7 – nein: sagen wir lieber gleich 8cm langen Diktatorenbart. (Immerhin habe ich vorab wie alle anderen Besucher der Pressevorführung ein dickes Bündel Wadiyanischer Banknoten in die Hand gedrückt erhalten, das mich bei einer - selbstverständlich positiven! - Urteilsfindung unterstützen sollte.)

"Der Diktator" ist derzeit auf Amazon Prime zu sehen.

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