Die Reichsautobahn ist das größte
deutsche Bauwerk gewesen. «Jetzt ist das wahre Ende der deutschen
Kleinstaaterei erreicht», schrieb jemand damals. Die Autobahn
stellte Zusammenhänge her. Beim «ersten Spatenstich»
am 23.9.1933 in Frankfurt am Main sagte Hitler: «Wir werden
dafür sorgen, dass das Werk sich nicht mehr trennt von denen,
die es geschaffen haben.» Ein infamer Satz.
Zuallererst hat die Autobahn eine Maßnahme zur Beschaffung von
Arbeit sein sollen. Aber der Effekt auf die Arbeitslosigkeit war nicht
so bedeutend. 100.000 Leute haben auf den Baustellen gearbeitet, 120.000
in den Zulieferindustrien. Nicht alle von ihnen waren zuvor arbeitslos
gewesen.
Beton, Kies, Sand, Zement und Arbeitskräfte. Aus den Zutaten
der Autobahn ließ sich auch etwas anderes machen. Der Westwall.
1938 wurde dem Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen,
Dr. Todt, der Bau des Westwalls aufgetragen. Das war das Ende der
Reichsautobahn. 3000 Kilometer waren fertig. Es kamen noch ein paar
hundert Kilometer hinzu. 1942 wurden die Arbeiten ganz eingestellt.
Immense Kosten, enorme Arbeit, gewaltige Anstrengungen: einfach verschwendet?
Man sträubt sich gegen solch einen Gedanken. So ein umfassendes
wirtschaftliches Unternehmen kann nicht einfach sinnlos sein. Natürlich
kann man sagen, die Autobahn sei der erste Versuch, die Volkswirtschaft
auf die Autoindustrie zu fundieren. Dafür spricht manches. Denn
tatsächlich wurde die Autobahn erst im Zeitalter der Bundesrepublik
zu wirklichem Leben erweckt. Aber sehr bald genügte nicht mehr,
was aus der Nazizeit übereignet worden war. Die gesamte Anlage
der Autobahnen musste umgemodelt, erweitert oder abgebaut werden,
um endlich einem Verkehrssystem Platz zu schaffen, an dem keine Ästhetik
existiert - auch nicht die Ästhetik der Macht.
Dies sind die Gegenstände und Materialien des Films: Zitate,
Interviews, Filmausschnitte, Dokumente, Ansichten und Betrachtungen.
Wir haben zusammengestellt, was heute von der Reichsautobahn überliefert
werden kann. Leute, Autobahner, Erinnerungen, Ruinen, Legenden, Vorurteile.
Wir haben Materialien zusammengestellt, die von den Bauarbeitern überleiten
zur Ästhetik der Straße und zum Autofahren. Es ist eine
Bewegung der Keynesianischen Ökonomie. Sie führt in die
Gegenwart: Arbeit muss nicht unbedingt einen Nutzen haben, aber die
Leute müssen mit irgendetwas beschäftigt werden. (Hartmut
Bitomsky)
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- Author
- Hartmut Bitomsky